Das Saarland hat bei der Bildungsqualität verloren und ist im Ländervergleich von Platz 6 auf Platz 7 abgerutscht.
Als Warnsignal für die Politik sollte der hohe Anteil an Schulabgängern ohne Berufsabschluss verstanden werden. Jeder elfte Schüler im Saarland verlässt die Schule ohne einen Abschluss, bundesweit ist es jeder 13. Schüler.
„Bildung und Ausbildung ist die wichtigste Grundlage für ein späteres erfülltes Berufsleben“, sagt Martin Schlechter, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände (VSU). „Auch angesichts des Fachkräftemangels können wir es uns nicht leisten, Schülerinnen und Schüler während ihrer Schullaufbahn zu verlieren. Dass das Saarland hier so schlecht abschneidet, muss ein Weckruf für die Bildungspolitik im Saarland sein.“
Zwar investiert das Saarland mit 8.700 Euro pro Schüler mehr Geld für Grundschulbildung als der Durchschnitt der Länder mit 8.400 Euro, doch auch hier ist ein Negativtrend zu erkennen. Im vergangenen Jahr lag dieser Betrag noch bei 9.100 Euro. „Die frühkindliche Bildung, und diese beginnt schon vor der Grundschule, braucht mehr Aufmerksamkeit. Viel zu häufig ist die Grundschule Reparaturbetrieb, weil Kinder ohne ausreichende Schulreife in die Schule kommen. Gleichzeitig müssen die Grundschulen auskömmlich finanziert sein, denn sie legen die Basis für die spätere Schulkarriere.“
Die VSU begrüßt, dass das Bildungsministerium im Saarland die Schulreife künftig früher untersuchen will. Das allein reiche aber nicht aus. Natürlich sind bei fehlender Reife und mangelhaften Sprachkenntnissen in erster Linie die Familien in der Verantwortung, diese sind aber zunehmend überfordert. „Einem negativen Ergebnis müssen deshalb auch verpflichtende Fördermaßnahmen folgen“, sagt Schlechter.
Positiv bewertet der Bildungsmonitor die vergleichsweise geringe Wiederholerquote im Saarland. Sie liegt mit 2,1 Prozent unter dem Bundesschnitt von 2,6 Prozent. Im Saarland gilt allerdings, dass Schülerinnen und Schüler in der fünften Klasse des Gymnasiums und in den Klassenstufen fünf bis acht der Gemeinschaftsschule nicht sitzenbleiben können – in den Klassenstufen neun und zehn nur auf Antrag der Erziehungsberechtigten. „Mit diesem Vorgehen besteht die Gefahr, dass Defizite über Jahre manifestiert werden, statt sie frühzeitig zu bearbeiten“, sagt Schlechter.
„Einzelne positive Bewertungen im Länderbergleich dürfen nicht auf statistischen Effekten beruhen und darüber hinwegtäuschen, dass auf vielen Ebenen dringender Handlungsbedarf besteht“, sagt Schlechter.
So hebt die Studie die hohe Zahl an Hochschulabsolventen in der Informatik hervor, einem Schwerpunktfach der Saar-Universität. Und die hohe Zahl an dual Studierenden. Letztere ist jedoch vor allem auf die Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement zurückzuführen, bei der als Fernuniversität Studenten aus ganz Deutschland eingeschrieben sind und die nur statistisch dem Saarland zugeordnet werden.
Ein großer Teil der dual Studierenden beruht darüber hinaus auf dem Engagement der Wirtschaft. Die größtenteils durch die Wirtschaft finanzierte Akademie für Saarwirtschaft (ASW) fokussiert sich in ihren dualen Studiengängen direkt auf den Fachkräftebedarf der Unternehmen. Gerade vor dem Hintergrund, dass benachbarte Bundesländer diese dualen Studiengänge kostenlos anbieten und damit attraktiver sind, wäre hier ein höheres finanzielles Engagement des Landes und ein Ausbau der Kapazitäten wichtig.
Bei den von der Wirtschaft dringend benötigten MINT-Absolventen liegt das Saarland laut Bildungsmonitor unter dem Durchschnitt. „Im Bereich der MINT-Fächer sehen wir die größte Fachkräftelücke. Hier muss sich die Bildungspolitik neu fokussieren.“
Negativ bewertet der Bildungsmonitor auch die unterdurchschnittliche Forschungsausrichtung der Hochschulen und die mangelnde Internationalisierung in den Schulen – trotz einer Frankreich-Strategie. Bei der Fremdsprachenkompetenz der Schüler schneidet das Saarland deutlich unterdurchschnittlich ab.
Für eine bessere Vergleichbarkeit der Abschlüsse fordert die VSU im Laufe der Schulzeit regelmäßige bundesweit einheitliche Tests, mit denen der Lernstand der Schüler schulübergreifend dokumentiert werden kann. „Die Schülerinnen und Schüler haben ein Recht auf objektive, faire Bewertung Ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse und auf eine ehrliche Rückmeldung zu ihrem Wissens- und Kompetenzstand“, sagt Schlechter. Unternehmen müssen sich ebenso darauf verlassen können, dass Schüler mit einem bestimmten Abschluss auch entsprechende Fähigkeiten und eine Ausbildungsreife mitbringen. Das ist heute häufig nicht gegeben. Das ist es, was wir dringend benötigen.
Der Bildungsmonitor wird einmal pro Jahr durch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt. Das IW bewertet die Bildungsqualität in den Bundesländern anhand von insgesamt 98 Indikatoren in 13 Handlungsfeldern.
Weitere Informationen:
Joachim Wollschläger
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