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VSU-Schlagzeilen 28.10.2022

Saarland/Region 
M+E-MITTE legt in 3. Tarifverhandlung Eckpunkte für eine Einigung vor 
Konsumstudie: Verbraucher wegen aktueller Krisen pessimistisch 

Tarifpolitik
Wolf: „Arbeitgeber sind bereit, Spielräume zu nutzen“ 

Konjunktur 
EZB erhöht Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte 
DIW-Konjunkturbarometer: Aussichten für die deutsche Wirtschaft weiterhin schlecht 
  
Energiepolitik/Nachhaltigkeit 
Lindner wirbt bei Ländern für Zustimmung für 200-Milliarden-Topf 
Bundesregierung bringt Soforthilfe für Gaskunden auf den Weg 
EU-Einigung: Ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen 
UN: Weltwirtschaft muss sich radikal ändern für Klimaschutz 
  
Wirtschaftspolitik 
USA will mit Verbündeten Chinas Zugang zu Chiptechnologie begrenzen 
  
Steuern/Haushalt 
Steuereinnahmen bis 2026 höher als erwartet – BDI: Nicht täuschen lassen
  
Soziales 
Große regionale Unterschiede bei Renten in Deutschland 
  
  

Saarland/Region 

M+E-MITTE legt in 3. Tarifverhandlung Eckpunkte für eine Einigung vor 
Im Rahmen der Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie im Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen hat die Verhandlungsgemeinschaft der Arbeitgeberverbände von M+E-MITTE ein Angebot vorgelegt. In der dritten Verhandlungsrunde haben die Arbeitgeberverbände der IG Metall angeboten, bei einer Laufzeit von 30 Monaten eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro zu zahlen. Außerdem sei es möglich, bei einer solchen Laufzeit über eine Tabellenerhöhung zu verhandeln. Oliver Barta, Verhandlungsführer von M+E-MITTE bezeichnete dieses Angebot als eine „starke Unterstützung der Beschäftigten“ in einer schwierigen Zeit. „Die steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung hilft unmittelbar und sie hilft vor allem den Arbeitnehmern in den unteren Lohngruppen“, sagte Barta. Die Arbeitgeber zeigten damit ihre Bereitschaft, mögliche Spielräume zu nutzen.  
Oswald Bubel, Verhandlungsführer des Verbands der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (ME Saar), betonte, dass eine Tabellenerhöhung nur bei einer entsprechend langen Laufzeit möglich ist. „Im kommenden Jahr wird es kein Wachstum geben“, sagt Bubel. „Frühestens 2024 können wir wieder mit Zuwächsen rechnen.“ Die meisten Wirtschaftsforscher, darunter auch das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung, erwarten 2023 eine Rezession. „Ohne Wachstum gibt es nichts zu verteilen. Dieser Situation muss auch die laufende Tarifrunde Rechnung tragen“, sagte Bubel. Die IG Metall hatte eine Laufzeit von nur zwölf Monaten gefordert. 
„Uns ist es wichtig, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, die sowohl die Belange der Beschäftigten als auch die der Unternehmen berücksichtigt“, sagte Bubel. „Ein Abschluss darf die Zukunft der Unternehmen nicht gefährden, die ebenso wie die Beschäftigten von gewaltigen Kostensteigerungen betroffen sind.“ Die meisten Unternehmen können die krisenbedingte Teuerung nicht oder nicht kostendeckend an ihre Kunden weitergeben, zeigen aktuelle Umfragen. Gleichzeitig werden Aufträge verschoben oder storniert. „Der Kampf gegen die Inflation ist nicht Aufgabe der Arbeitgeber, sondern muss von Bundesregierung und Europäischer Zentralbank geführt werden“, sagte Bubel. 
M+E-MITTE-Verhandlungsführer Barta betonte auch, dass die Lage der M+E-Unternehmen angesichts der breit aufgestellten Branche sehr unterschiedlich ist. „Darauf muss der Tarifabschluss Rücksicht nehmen. Und es muss auch über ein Verfahren gesprochen werden, falls sich die Lage nicht so positiv entwickelt wie erhofft.“ Oberste Priorität sei es, die Unternehmen durch diese Turbulenzen zu führen. „Wir sind gut aufstellt, um nach der Krise die bisherigen Einbrüche aufzuholen. Dann werden wir auch wieder Wachstum sehen, an dem wir die Beschäftigten unserer M+E-Industrie beteiligen können. Auf der Grundlage dieses Angebots wollen wir weiterreden und zu einer zügigen Einigung kommen.“  
Die angekündigten Warnstreiks bezeichnete Barta in der jetzigen Situation als „aus der Zeit gefallen“. Sie träfen Betriebe mit überdurchschnittlichen Arbeitsbedingungen, die noch überwiegend in Deutschland und Europa produzierten.  
Die nächste Verhandlungsrunde findet am 10. November im Saarland statt. 
Die Gewerkschaft lehnte das Angebot in einer Pressemeldung ab: „Wer aus taktischen Gründen nur Almosen bietet, hat die Konsequenzen zu tragen. Ab jetzt wird der Druck deutlich erhöht. Am Wochenende beginnen unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht die Warnstreiks im IG Metall Bezirk Mitte“, sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Jörg Köhlinger gestern. Die Gewerkschaft hat für das Wochenende Warnstreiks bei ZF und Casar angekündigt. (Quellen: ME Saar, IG Metall) 

Konsumstudie: Verbraucher wegen aktueller Krisen pessimistisch 
Die Verbraucher in Deutschland blicken angesichts der Folgen des Ukraine-Kriegs und der hohen Inflation pessimistisch in die Zukunft. Das ergab eine Umfrage des Instituts für Konsum- und Verhaltensforschung der Universität des Saarlandes unter Leitung von Professorin Andrea Gröppel-Klein. 56,4 Prozent der befragten Konsumenten bezweifeln, dass die Gesellschaft gut durch die gegenwärtigen Krisen kommt. Nur 16 Prozent der mehr als 1.100 Studienteilnehmer stimmten in hohem Maße der Aussage zu: „Wir haben schon viele Krisen überstanden; diese wird schon nicht so schlimm werden, und der Staat hilft ja auch.“ Die Zustimmung fiel bei Befragten mit einem Netto-Einkommen von unter 2.000 Euro monatlich noch etwas geringer aus. Die unterdurchschnittlich Verdienenden achten beim Einkauf notgedrungen stark auf günstige Preise. Die Preisorientierung der Konsumenten hat sich seit der ersten Corona-Welle und jetzt noch einmal infolge des Ukraine-Kriegs signifikant verstärkt. Die Lust auf Shopping-Touren hat ebenfalls nachgelassen. Die Verbraucher sind nicht in der unbeschwerten Stimmung, die Voraussetzung für Erlebniseinkäufe ist. Trotz aller Sparzwänge wollen viele Verbraucher jedoch nicht alle bisherigen Konsumgewohnheiten aufgeben. Belege dafür sind, dass sie sich auf die Weihnachtsmärkte freuen und beim Urlaub weniger Abstriche machen wollen. (Quelle: Universität des Saarlandes) 


Tarifpolitik 
  
Wolf: „Arbeitgeber sind bereit, Spielräume zu nutzen“ 
In der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektro-Industrie (M+E-Industrie) haben die Arbeitgeber am Donnerstag in der 3. Verhandlungsrunde angeboten, eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro zu zahlen – für eine Laufzeit von 30 Monaten. „Wir sehen die besonderen Belastungen, denen unsere Beschäftigten derzeit ausgesetzt sind. Eine solche Einmalzahlung hilft unmittelbar und sie hilft vor allem den Arbeitnehmern in den unteren Lohngruppen“, bewertete Gesamtmetall-Präsident Wolf das Angebot. Die Arbeitgeber zeigten damit Ihre Bereitschaft, dort Spielräume zu nutzen, wo welche vorhanden sind. Wachstum könne aber nur verteilt werden, wenn in der Fläche welches vorhanden ist. Deshalb sei bei dieser Laufzeit auch eine Tabellenerhöhung vorstellbar. „Die IG Metall hat einen Abschluss verlangt, der bis September 2023 laufen soll. In diesem Zeitraum wird es jedoch kein Wachstum geben, das verteilt werden kann. Selbst das gewerkschaftseigene Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) rechnet für 2023 mit einem Schrumpfen der Wirtschaft statt mit einem Wachstum. Frühestens 2024 könne wieder mit einem Wachstum gerechnet werden. Dieser Situation müssen auch die Verhandlungen in der M+E-Tarifrunde 2022 Rechnung tragen“, erläuterte Wolf das Angebot. Gleichzeitig betonte er: „Die Unternehmen sind von der Preisentwicklung allerdings ebenso betroffen und der Kampf gegen die Inflation muss von Bundesregierung und Europäischer Zentralbank geführt werden.“ In den vergangenen Jahren hätten die Unternehmen zudem ihre Priorität daraufgelegt, die Beschäftigung so weit wie nur möglich zu halten. Das müsse weiter Priorität haben, wenn wir nach bewältigten Krisen wieder durchstarten wollten, so Wolf weiter. Die Lage der Unternehmen laufe so weit auseinander wie noch nie. Darauf müsse jeder Tarifabschluss Rücksicht nehmen. Und es müsse auch über ein Verfahren gesprochen werden, falls die Lage sich nicht so positiv entwickle wie erhofft. Oberste Priorität sei nun, die Unternehmen durch diese Turbulenzen zu führen. „Jeder Unternehmer wünscht sich, die Lage wäre besser als sie im Moment ist. Doch wir sind zuversichtlich: „Wir sind gut aufgestellt, um nach der Krise die bisherigen Einbrüche aufholen zu können. Dann werden wir auch wieder Wachstum sehen, das wir mit den Beschäftigten unserer Branche teilen können. Denn wir kommen nur zusammen nach vorn.“ (Quelle: Gesamtmetall, M+E-Newsletter Gesamtmetall)  
  
  
Konjunktur 
  
EZB erhöht Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte 
Europas Währungshüter drücken beim Kampf gegen die Rekordinflation im Euroraum aufs Tempo. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschloss am Donnerstag erneut eine deutliche Zinsanhebung um 0,75 Prozentpunkte. Damit steigt der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB leihen können, auf 2,0 Prozent, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Mit ihren Zinserhöhungen will die EZB Kredite verteuern, um die Nachfrage zu bremsen und so hohen Teuerungsraten entgegenzuwirken. Der EZB-Rat geht davon aus, dass weitere Zinsanhebungen folgen werden. EZB-Präsidentin Lagarde hatte unlängst die Entschlossenheit der Notenbank im Kampf gegen die hohe Inflation bekräftigt. „Wir werden tun, was wir tun müssen. Das heißt, die Zinsen in den nächsten Sitzungen erhöhen“, sagte Lagarde. Wenn die EZB ihren Auftrag zur Gewährleistung von Preisstabilität nicht erfülle, „würde das der Wirtschaft viel mehr schaden“. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
DIW-Konjunkturbarometer: Aussichten für die deutsche Wirtschaft weiterhin schlecht
Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ist im Oktober noch einmal deutlich gesunken. Es liegt nun bei 74,3 Punkten, gut fünf Punkte niedriger als im Vormonat, und damit nun noch einmal weiter weg von der 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Quartalswachstum von 0,3 Prozent anzeigen würde. „Deutschland ist in eine Rezession geschlittert. Sofern keine Gasmangellage eintritt, dürfte die Wirtschaft aber deutlich weniger schrumpfen als während der Finanzkrise oder im ersten Jahr der Corona-Pandemie“, sagt DIW-Konjunkturexperte Baldi. „Die Risiken für den weiteren Verlauf bleiben aber erheblich.“ 
Weiterhin verursachen die Energiekrise, hohe Inflationsraten sowie die abkühlende Weltwirtschaft heftigen Gegenwind für die deutsche Wirtschaft. Vor diesem Hintergrund sind sowohl Konsum- als auch Investitionsklimaindizes in den Keller gerutscht. (Quelle: DIW, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
  
Energiepolitik/Nachhaltigkeit 
  
Lindner wirbt bei Ländern für Zustimmung für 200-Milliarden-Topf 
Finanzminister Lindner hat bei den Bundesländern für Zustimmung zum 200 Milliarden Euro schweren Sondertopf zur Dämpfung der Gas- und Strompreise geworben. „Damit federn wir die schwersten Belastungen für Verbraucher und Unternehmen ab“, sagte der FDP-Politiker der Deutschen Presse-Agentur vor der entscheidenden Abstimmung im Bundesrat am Freitag. Die aktuelle Ausnahmesituation erfordere außergewöhnliche Maßnahmen. „Würde dieser Schritt an den Ländern scheitern, so stünden Deutschlands wirtschaftliche Perspektiven auf dem Spiel“, warnte er und ergänzte: „Ich bin mir sicher, dass die Länder sich dieser Verantwortung bewusst sind.“ (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
 
Bundesregierung bringt Soforthilfe für Gaskunden auf den Weg 
Millionen von Gaskunden sollen angesichts gestiegener Preise mit einer Einmalzahlung entlastet werden. Konkret sollen sie von ihren Abschlagszahlungen für den Monat Dezember freigestellt werden. Mieter sollen davon bei der nächsten jährlichen Heizkostenabrechnung profitieren. Ein Entwurf des Wirtschaftsministeriums über die milliardenschwere „Soforthilfe“ wird nun zunächst intern in der Bundesregierung beraten. In der nächsten Woche soll das Kabinett diesen beschließen, dann geht er ins Parlament. Die Soforthilfe soll einen Ausgleich für die gestiegenen Energierechnungen und die Zeit bis zur geplanten Einführung der Gaspreisbremse im kommenden Frühjahr überbrücken, wie es in einem Papier des Wirtschaftsministeriums heißt. Damit sollen in einem ersten Schritt Vorschläge der von der Regierung eingesetzten Expertenkommission Gas umgesetzt werden. Auch wenn die Großhandelspreise zuletzt zurückgegangen seien, bleibe die weitere Entwicklung unsicher, heißt es im Papier. Private Verbraucher und Unternehmen müssten weiter mit um ein Vielfaches höheren Preisen für Gas- und Fernwärme rechnen und planen. Der Preisanstieg besitze erhebliche „soziale Sprengkraft“. Bis weit in die gesellschaftliche Mitte drohe eine Preisentwicklung, die diese Haushalte an den Rand ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit bringt oder diese finanziell überfordern könne. (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall)
  
EU-Einigung: Ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen 
Künftig sollen in der EU nur noch Neuwagen verkauft werden, die im Betrieb keine Treibhausgase ausstoßen. Die Regelung soll 2035 in Kraft treten. Darauf haben sich Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments am Donnerstagabend geeinigt, wie die tschechische Ratspräsidentschaft mitteilte. Im Jahr 2026 soll die Entscheidung aber erneut überprüft werden können. Zudem ist im Kompromiss eine Bitte an die EU-Kommission festgehalten, zu überprüfen, ob der Einsatz von sogenannten E-Fuels für Autos künftig in Frage kommen könnte. Darauf hatte in der Bundesregierung vor allem die FDP gedrängt. FDP-Chef Lindner sprach mit Blick auf den EU-Kompromiss von einer klugen Entscheidung, die Technologieoffenheit sichere. Sein Parteikollege Oetjen interpretiert die Prüf-Bitte an die Kommission als klaren Arbeitsauftrag, den Weg für den Betrieb des Verbrennungsmotors mit alternativen Kraftstoffen zu ebnen. Der klimapolitische Sprecher der SPD im Europaparlament, Wölken, lobte den Kompromiss. Er sei gut für das Klima aber schaffe auch Planungssicherheit für die Autoindustrie. Vom Grünen-Europaabgeordneten Bloss hieß es, jetzt sei klar, dass die Zukunft in der Elektromobilität liege. Es handle sich um eine „Zeitenwende“, die den Wohlstand von morgen sichere. „Wer jetzt noch auf den Verbrenner setzt, schadet der Industrie, dem Klima und verstößt gegen europäisches Recht.“ Kritisch sieht er, den Wunsch der FDP verhältnismäßig teure E-Fuels zuzulassen. „Das mag die FDP als Sieg verkaufen, aber nicht alle können sich diese Porschementalität leisten.“ Der Verband der Automobilindustrie (VDA) kritisierte die EU-Entscheidung. „Es ist fahrlässig, Ziele für die Zeit nach 2030 festzulegen, ohne entsprechende Anpassungen aufgrund aktueller Entwicklungen vornehmen zu können“, sagte VDA-Präsidentin Müller am späten Donnerstagabend. Als Beispiele nannte sie den Ausbau der Ladeinfrastruktur, drohende Rohstoffabhängigkeiten und ob ausreichend erneuerbare Energien erzeugt werden. „Die EU muss jetzt umgehend bei den Rahmenbedingungen in die Offensive gehen“, betonte Müller. So müsse die EU schnellstmöglich Energiepartnerschaften und Rohstoffabkommen abschließen, um eine entsprechende Versorgung für die Zukunft sicherzustellen. Zudem sprach sich die VDA-Präsidentin dafür aus, dass die Bestandsflotte von Verbrennern klimaneutral betrieben werden können müsse. Dafür bräuchte man auch synthetische Kraftstoffe. (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
UN: Weltwirtschaft muss sich radikal ändern für Klimaschutz
Rund zehn Tage vor dem Start der Weltklimakonferenz in Ägypten haben die Vereinten Nationen (UN) der internationalen Gemeinschaft vorgeworfen, zu wenig für den Klimaschutz zu tun. Die Bemühungen zum Klimaschutz reichten bei weitem nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel auch nur annähernd zu erreichen. Die Treibhausgas-Emissionen müssten dafür bis 2030 um 45 Prozent reduziert werden, hieß es im „Emissions Gap“-Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP), der am Donnerstag in der kenianischen Hauptstadt Nairobi vorgestellt wurde. Nur radikale Veränderungen in allen Wirtschaftszweigen – etwa in den Bereichen Energie, industrielle Produktion, Transport, Baugewerbe, Nahrungsmittelindustrie sowie im Finanzsystem – könnten noch verhindern, dass es eine Klimakatastrophe geben werde. Mit den bei der letzten Weltklimakonferenz in Glasgow auf den Weg gebrachten CO2-Einsparungen werde sich die Erde bis zum Ende des Jahrhunderts um 2,4 bis 2,6 Grad erwärmen. Das ist deutlich mehr als der im Pariser Klimaabkommen beschlossene Wert von 1,5 Grad, der laut Forschern nötig ist, um die Erde zu erhalten. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
  
Wirtschaftspolitik 
  
USA will mit Verbündeten Chinas Zugang zu Chiptechnologie begrenzen
Die US-Regierung will in naher Zukunft eine Vereinbarung mit Verbündeten treffen, um Chinas Zugang zu hochentwickelter Chip-Technologie einschränken. Das sagte ein hochrangiger Beamter des US-Handelsministeriums am Donnerstag. Anfang dieses Monats hatte die Regierung in Washington ein umfassendes Paket von Exportkontrollen veröffentlicht, das unter anderem den Zugang Chinas zu US-Chiptechnologie stark einschränkt. Damit soll der technologische und militärische Fortschritt Pekings beschränkt werden. Die US-Regierung wurde jedoch dafür kritisiert, dass sie es versäumt hatte, wichtige Verbündete in die Beschränkung der Ausrüstungen einzubeziehen. Denn neben US-Firmen produzieren auch japanische und niederländische Firmen Anlagen zur Chipherstellung. „Wir gehen davon aus, dass wir in naher Zukunft eine Einigung erzielen werden“, sagte Unterstaatssekretär für Industrie und Sicherheit, Estevez, in einem Interview mit der in Washington D.C. ansässigen Denkfabrik CNAS. 
Unterdessen ist die Prüfung des geplanten Verkaufs der Chip-Fertigung des Dortmunder Unternehmens Elmos an ein Tochterunternehmen des chinesischen Konzerns Sai Microelectronics nach Angaben aus Regierungskreisen noch nicht abgeschlossen. Das Investitionsprüfverfahren dauere an, folglich gebe es auch kein Ergebnis, heißt es aus Regierungskreisen. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ berichtet, die Bundesregierung wolle die Übernahme voraussichtlich zulassen. Elmos wollte zu dem Genehmigungsverfahren nicht Stellung nehmen. Elmos hatte Ende vergangenen Jahres angekündigt, seine Waferfertigung in Dortmund für insgesamt rund 85 Millionen Euro an den schwedischen Wettbewerber Silex verkaufen zu wollen. Silex ist den Angaben aus Dortmund zufolge ein Tochterunternehmen des chinesischen Sai-Konzerns. (Quellen: Reuters, dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
  
Steuern/Haushalt 
  
Steuereinnahmen bis 2026 höher als erwartet – BDI: Nicht täuschen lassen
Die Energiekrise sorgt für düstere wirtschaftliche Aussichten – die Steuereinnahmen des Staates werden in diesen Zeiten aber voraussichtlich kräftig steigen. Die Steuerschätzer gehen davon aus, dass Bund, Länder und Kommunen bis 2026 rund 126,4 Milliarden Euro mehr einnehmen als noch im Mai erwartet. Das teilte das Finanzministerium in Berlin mit. In diesem Jahr sollen die Steuereinnahmen allerdings um 1,7 Milliarden Euro geringer als vorhergesagt ausfallen. „Die aktuellen Schätzergebnisse sind geprägt von hoher Unsicherheit“, sagte Finanzminister Lindner. Die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung seien groß, insbesondere mit Blick auf mögliche Engpässe in der Energieversorgung in den kommenden Monaten. Lindner plant, 2023 die wegen der Corona-Pandemie ausgesetzte Schuldenbremse wieder voll einzuhalten. Die Steuerexperten erwarten für 2023 Mehreinnahmen in Höhe von 8,9 Milliarden Euro. Das würde Rekordeinnahmen von 937,3 Milliarden Euro bedeuten. Große Sprünge kann der Finanzminister voraussichtlich dennoch nicht machen, denn auch im kommenden Jahr könnten erneut Entlastungen wegen der hohen Preise für die Bürgerinnen und Bürger nötig werden. Lindner sagte: „Klar ist aber auch: Spielräume für zusätzliche Ausgaben gibt es keine.“ 
Der BDI kommentierte die Steuerschätzung: „Der Anstieg der Steuereinnahmen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die hohen Energiepreise und die Inflation der Konjunktur stark zusetzen. Die nach wie vor steigenden Steuereinnahmen sind vor allem auf die hohen Lohn- und Einkommensteuereinnahmen zurückzuführen. Die Wirtschaft setzt sich mit ganzer Kraft dafür ein, für gute und sichere Beschäftigung zu sorgen. Dafür sollte die Politik die Unternehmen in der aktuellen Krise zielgerichtet stärken. Die Bundesregierung muss die Stromsteuer endlich auf den EU-Mindeststeuersatz senken. Im europäischen Vergleich liegen die Energiesteuern in Deutschland an der Spitze. Eine niedrigere Stromsteuer entlastet Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen und sendet ein klimapolitisch wichtiges Signal an Wirtschaft und Gesellschaft.“ (Quellen: dpa, BDI, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
 
 
Soziales 
  
Große regionale Unterschiede bei Renten in Deutschland 
Die Bezüge der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland erheblich. Am höchsten sind die Altersrenten dabei im Durchschnitt im Saarland, wo Rentnerinnen und Rentner nach 35 Versicherungsjahren im Schnitt auf 1593 Euro brutto im Monat kommen. Das zeigt der am Donnerstag in Berlin veröffentlichte Rentenatlas 2022 der Deutschen Rentenversicherung Bund. Die unterschiedlichen Rentenhöhen spiegeln dabei Unterschiede zwischen den Regionen etwa auf dem Jobmarkt wider. Platz zwei der Rangliste nach Rentenhöhe nimmt Nordrhein-Westfalen mit 1564 Euro im Monat ein. Darauf folgen Hamburg mit 1531 Euro, Hessen (1524 Euro) und Baden-Württemberg (1521 Euro). Das eigens gezählte Ost-Berlin nimmt in diesem Ranking Platz sechs ein (1515 Euro). Dahinter: Rheinland-Pfalz (1492 Euro), Schleswig-Holstein (1483 Euro), Niedersachsen (1471 Euro), Bremen (1466 Euro) und Bayern (1458) Euro. Bei der durchschnittlichen Rentenhöhe auf den hinteren Plätzen sind West-Berlin (1426 Euro), Brandenburg (1402 Euro), Sachsen (1364 Euro), Mecklenburg-Vorpommern (1363 Euro) und Sachsen-Anhalt (1353 Euro). Schlusslicht ist Thüringen. Dort fallen die monatlichen Bruttobezüge mit 1346 Euro im Schnitt um 247 Euro geringer aus als im Saarland. Die Unterschiede gehen auf regional unterschiedliche Möglichkeiten zum Arbeiten und Geldverdienen zurück. Zu den vergleichsweise hohen Renten an der Saar sowie an Rhein und Ruhr stellt die Rentenversicherung fest: "Früher arbeiteten hier viele Männer in gut bezahlten Jobs im Bergbau und erhalten heute darauf vergleichsweise hohe Renten."  (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall)