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Das Rentensystem ist in Schieflage

Immer weniger Arbeitnehmer müssen immer mehr Rentner finanzieren. Während bei der Einsetzung des deutschen Sozialsystems noch fünf Arbeitnehmer einen Rentner finanziert haben, sind es heute schon weniger als zwei. Ohne Gegensteuern werden die Beiträge zur Rentenversicherung massiv steigen müssen.

Angesichts eines drohenden Kollapses der Rentenversicherung erwartet VSU-Chef Martin Schlechter von der Politik auch eine Diskussion über eine verlängerte Lebensarbeitszeit. „Wenn Menschen immer älter werden, führt kein Weg daran vorbei, auch die Lebensarbeitszeit den neuen Gegebenheiten anzupassen“, sagt Schlechter. Durch die demografische Entwicklung und die längere Lebensarbeitszeit müssen immer weniger Arbeitnehmer immer mehr Rentner finanzieren. Während bei der Konzeption des Sozialsystems unter Konrad Adenauer noch fünf Arbeitnehmer einen Rentner finanziert haben, liegt die Last nun auf weniger als zwei Arbeitnehmern. „Das Verhältnis aus Arbeits- und Rentenphase darf nicht so verschoben werden, dass die jungen Menschen über Gebühr belastet werden“, sagt Schlechter. „Es muss deshalb erlaubt sein, auch über einen späteren Renteneintritt nachzudenken. Sonst ist die Belastung für die Generation unserer Kinder nicht mehr zu schultern.“

Unterstützung erhält Schlechter von BDA-Präsident Rainer Dulger. Man dürfe nicht in eine Situation geraten, in der es mehr Leistungsempfänger als Leistungsgeber gebe, sagte Dulger mit Blick auf die demografische Entwicklung im Land: "Die Diskussion muss geführt werden und sie muss ehrlich geführt werden." Mit sturer Ablehnung sei das Thema nicht abzuschließen, betonte Dulger: "Auch Menschen, die gerne länger arbeiten wollten, müssten in die Diskussion aufgenommen werden." Für Menschen mit Berufen, die in höherem Alter nicht mehr ausgeführt werden könnten, müsste es auch Weiterbildungsmöglichkeiten und neue Perspektiven geben. "Ich erwarte von den Handelnden in der Politik auch in der nächsten Legislatur, dass es gelingt, dass auch meine Kinder später einmal eine auskömmliche Rente bekommen am Ende eines erfüllten Arbeitslebens", sagte der BDA-Präsident.

Der frühere Vorsitzende des Sachverständigenrates, Lars Feld unterstützte die Forderungen nach einer Rente mit 68: "Die finanzielle Schieflage der gesetzlichen Rentenversicherung ist lange bekannt und in den vergangenen beiden Legislaturperioden durch die Mütterrenten, die Rente mit 63 für langjährig Versicherte und die Grundrente immer weiter verschlechtert worden." Ab 2025 werde es zunehmend problematisch. "Ein unverzichtbarer Bestandteil einer Lösung des Problems liegt in der Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters nach 2031 auf über 67 Jahre", erklärte der Ökonom. Mit Blick auf die Kritik von Finanzminister Scholz an den Experten-Vorhersagen betonte Feld, diese Sachlage sei wiederholt von den Wissenschaftlichen Beiräten beim Bundeswirtschafts- und beim Bundesfinanzministerium sowie vom Sachverständigenrat herausgestellt worden. "Den wichtigsten unabhängigen wirtschaftspolitischen Beratungsgremien in Deutschland Sachkenntnis und Expertise absprechen zu wollen, ist hanebüchen, wissenschaftsfeindlich und nur durch Klientelpolitik zu verstehen", meinte er.

Der wissenschaftliche Beirat im Bundeswirtschaftsministerium hatte gefordert, die Lebensarbeitszeit auf 68 Jahre anzuheben, um das Rentensystem zu entlasten. In seinem Gutachten zur Zukunft der Rente schrieb der Beirat an, es drohten "schockartig steigende Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025". Eine ähnlich düstere Prognose hatten einen Tag zuvor die Wirtschaftsforscher des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW Köln) gezogen. Ohne Reformen würde der Beitragssatz der Rentenversicherung bis 2060 auf knapp 24 Prozent steigen. Die Wahlversprechen einiger Parteien würden sie sogar noch weiter in die Höhe schnellen lassen.

 

Rentner beim Spaziergang
Deutschland wird immer älter. Dadurch steigt die Rentenbelastung. Foto: Adobe Stock/Danny Elskamp