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VSU-Schlagzeilen 20.05.2022

Oswald Bubel: Metall- und Elektroindustrie blickt mit Unsicherheit in die Zukunft / Praktikumswoche Saarland geht in die zweite Runde / IW erwartet Erholung deutscher Wirtschaft erst Ende 2022 / Lindner drängt China zu Schuldenerlass für arme Länder

Saarland/Region 
Oswald Bubel: Metall- und Elektroindustrie blickt mit Unsicherheit in die Zukunft 
Saarland-Versicherungen ziehen an den Eschberg 
Praktikumswoche Saarland geht in die zweite Runde 

Arbeitswelt 
IW-Studie: Geflüchtete aus Ukraine haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt 
  
Konjunktur 
Produktion von Elektroautos boomt in Deutschland 
IW erwartet Erholung deutscher Wirtschaft erst Ende 2022

Wirtschaftspolitik 
Lindner drängt China zu Schuldenerlass für arme Länder 
EZB-Bankenaufseher wollen Londoner Banken EU-Zugang erschweren 
Russland erwartet auch bei Öl-Embargo hohe Einnahmen 

Energiepolitik 
Regierung: Gesamtversorgung mit Gas bis Anfang Herbst sichergestellt 
Niedersachsens LNG-Terminals sollen gesamtes russisches Gas ersetzen 
EU verständigt sich auf verpflichtende Gasreserven 
Korrosionsschäden bremsen Frankreichs Atomstromproduktion 

Nachhaltigkeit 
Ifo-Umfrage: Mehrheit für Finanzierung des Klimaschutzes durch Steuern statt Schulden 


Saarland/Region 

Oswald Bubel: Metall- und Elektroindustrie blickt mit Unsicherheit in die Zukunft 
Angesichts der weiter anhaltenden Corona-Pandemie, des Konflikts in der Ukraine und der kritischen Lage rund um die Energieversorgung steht die Wirtschaft im Saarland vor einer unsicheren Zukunft. „Vor allem mit Blick auf den kommenden Herbst und Winter gibt es in den Unternehmen eine hohe Sensibilität“, sagte Oswald Bubel, Präsident des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (ME Saar), im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Verbandes. Viele Unternehmen erwarteten, dass sich die wirtschaftliche Lage in den kommenden Monaten erneut verschlechtere. 
Durch die Corona-Pandemie sind die Betriebe unter Druck geraten. Trotz voller Auftragsbücher stockt die Produktion, weil wichtige Teile nicht verfügbar sind. „Die Corona-Ausbrüche in China und die damit verbundenen Lockdowns verschärfen die Situation noch einmal“, sagt Bubel. Die labile Lage an den Energiemärkten trägt zu weiterer Verunsicherung der Unternehmen bei.  
Ein mögliches Gasembargo bezeichnet der ME-Saar-Präsident als „unkalkulierbares Risiko“. Wenn das russische Gas ausbliebe, drohe ein Domino-Effekt in der Industrie, der einen Großteil der Betriebe treffen würde und große Schäden für ganze Industriezweige nach sich ziehen könne, sagte er. Schon jetzt sei die Gasversorgung angesichts gestörter Lieferungen angespannt, was eine ausreichende Befüllung der Gas-Speicher erschwere 
Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie stehen von mehreren Seiten unter Druck. Die hohen Energiepreise schlagen sich auf zahlreichen Ebenen nieder: Von der Prozesswärme über die höheren Kosten für Vorprodukte bis hin zu steigenden Logistikkosten. „Nicht alle Belastungen können sie an ihre Kunden weitergeben“, sagt Bubel. „Das zehrt an der bereits durch Corona stark angegriffenen Liquidität der Unternehmen.“ Dabei brauchen die Unternehmen gerade im anstehenden Strukturwandel zusätzliche Mittel, um die Forschung an Innovationen und neuen Geschäftsmodellen voranzutreiben.  
Von der neuen Landesregierung erhofft sich der Verband eine konstruktive Begleitung im Strukturwandel. „Die Unternehmen brauchen jetzt innovationsfreundliche Rahmenbedingungen, um sich für die Zukunft neu aufstellen zu können“, sagt Bubel. „Die Politik ist gefragt, den Ballast und die Bürokratie aus besseren Zeiten abzuräumen und jetzt mit mehr Flexibilität die wirtschaftliche Erholung einzuleiten. Wir sind im guten Austausch mit der neuen Landesregierung und sagen ihr bei den großen Herausforderungen unsere Unterstützung zu.“ 
Wirtschafts-Staatssekretärin Elena Yorgova-Ramanauskas zeigte sich in ihrer Ansprache vor den Unternehmensvertretern optimistisch für die Zukunft des Saarlandes: „Unser Standort ist vielfältig. Das Saarland verbindet heute traditionelle Industrie mit einer qualifizierten Arbeitnehmerschaft und innovativem Know-how aus der Spitzenforschung. Gleichwohl treffen weltweite Krisen unser Bundesland früher als andere Regionen. Diese Herausforderungen werden wir im engen Schulterschluss mit der Bundesregierung sowie unseren europäischen und transatlantischen Partnern meistern. Das Saarland kann Krise. Als Transformationsweltmeister wird es uns auch dieses Mal gelingen, technologische Innovationen zur Grundlage von Wettbewerbsfähigkeit und somit Beschäftigung zu machen.“ (Quelle: ME Saar) 

Saarland-Versicherungen ziehen an den Eschberg 
Anfang 2023 werden die Saarland-Versicherungen und die Union Krankenversicherung in Saarbrücken räumlich näher zusammenrücken. Am Campus Eschberg, der aus den Gebäuden der Peter-Zimmer-Straße sowie des Eschberger Wegs bestehen wird, werden zukünftig alle Mitarbeitenden der saarländischen Konzerntöchter der Versicherungskammer Bayern an einem zentralen Standort zusammenarbeiten und mit ca. 1.300 Beschäftigten den zweitgrößten Standort im Konzern stellen. Der Verwaltungsstandort der Saarland-Versicherungen in der Mainzer Straße soll vermietet werden. Die bisherige Stadtgeschäftsstelle bleibt erhalten. Mit dem Campus Eschberg werden auch bisherige Arbeitsmodelle neu definiert und eine Kombination aus Büro- und Mobilarbeit mit neuen Raumkonzepten und kollaborativen Technologien eingeführt. „Mit einem zeitgemäßen Smart Working-Konzept sind wir im Saarland zukunftssicher auf eine hybride Arbeitswelt eingestellt. Dabei bietet der Campus kurze Wege und zahlreiche Möglichkeiten zum persönlichen, kollaborativen Austausch“ sagt Vorstand Dirk Hermann. (Quelle: Saarland-Versicherungen)

Praktikumswoche Saarland geht in die zweite Runde 
Nach dem großen Erfolg der ersten Praktikumswoche Saarland in 2021 startet nun die Neuauflage. Auch in diesem Jahr können Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren während der Sommerferien jeden Tag vielfältige Einblicke in verschiedene Berufsbilder, Betriebe und Karriereplanungen sammeln. Die teilnehmenden Unternehmen erhalten so die Chance, neue Talente und angehende Auszubildende kennenzulernen. In der ersten Phase sollen sich Unternehmen auf der eigens eingerichteten Internetplattform anmelden, später können dort dann Jugendliche fündig werden. Wirtschaftsminister Jürgen Barke rief gemeinsam mit den Kammern die saarländischen Betriebe dazu auf, sich auf der Online-Plattform zu registrieren und das Instrument rege zu nutzen. „In der Praktikumswoche kommen interessierte Jugendliche und Ausbildungsbetriebe zusammen“, so Minister Barke. „Für junge Leute ist unser Angebot eine tolle Möglichkeit herauszufinden, in welche Richtung sie sich beruflich entwickeln wollen. Für die Unternehmen ist es eine große Chance, sich gut zu präsentieren und somit Nachwuchskräfte für sich zu gewinnen.“ Die Praktikumswoche Saarland ist ein gemeinsames Projekt des Wirtschaftsministeriums mit den saarländischen Kammern IHK, HWK, dem Bildungsministerium sowie der Landwirtschafts- und Zahnärztekammer. Die Anmeldung ist für Unternehmen und Schülerinnen und Schüler kostenlos. Unternehmen können sich auf der Plattform registrieren und ihre Praktikumsstellen anbieten. Die Praktikumsstellen werden dann Berufsfeldern zugeordnet. Die registrierten Schülerinnen und Schülern wählen anschließend ihre favorisierten Berufsfelder aus. So erhalten Unternehmen und Jugendliche passende Angebote. 
Mehr Informationen sowie ein Erklär-Video zur Registrierung und zum Ablauf des Projekts unter:  www.praktikumswoche.de/saarland 
(Quelle: Wirtschaftsministerium) 


Arbeitswelt 
  
IW-Studie: Geflüchtete aus Ukraine haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt 
Wer aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet ist, hat gute Chancen, am deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, zeigt eine neue IW-Studie. Demnach haben 93 Prozent der Befragten Geflüchteten das Abitur absolviert oder sogar studiert, 86 Prozent waren vor der Flucht berufstätig. In den Jahren vor dem Krieg kamen viele aus der Ukraine nach Deutschland, deren berufliche Qualifikationen hierzulande anerkannt wurden und deren Integration in den Arbeitsmarkt dadurch gut gelungen ist, wie die IW-Studie zeigt. Zwischen 2016 und 2020 hatten demnach rund 6.200 Ukrainer und Ukrainerinnen einen entsprechenden Anerkennungsantrag gestellt; gut die Hälfte von ihnen wurde vollwertig anerkannt, weitere vier von zehn teilweise; nur 7 Prozent der Berufe wurden nicht anerkannt. „Die geflüchteten Ukrainer und Ukrainerinnen bringen sehr gute Voraussetzungen mit, um auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, sagte Studienautor und IW-Ökonom Werner. Im Vergleich zu anderen Herkunftsländern sei die Zahl der Anträge zur Anerkennung hoch. „Gleichzeitig ist Integration aber kein Selbstläufer. Wir sollten die Geflüchteten als Gesellschaft bei ihrem Wunsch unterstützen, hier in Deutschland Fuß zu fassen, etwa im Bereich der Kinderbetreuung“, so Werner: „Zudem sollten die vorhandenen Unterstützungsangebote flexibel und bedarfsgerecht organisiert werden, um den Menschen diesen Schritt zu erleichtern.“ Hilfreich wären beispielsweise geförderte passgenaue Sprachkurse. (Quelle: IW, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
  
Konjunktur 
  
Produktion von Elektroautos boomt in Deutschland 
Die Produktion von Elektroautos boomt hierzulande auch aufgrund der staatlichen Kaufprämie und steuerlichen Vergünstigungen. 2021 wurden rund 328.000 Autos mit rein elektrischem Antrieb im Wert von 13,7 Milliarden Euro produziert, das war eine mengenmäßige Steigerung um 85,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, berichtet das Statistische Bundesamt. Im Vergleich zu 2019 betrug der Zuwachs 268,0 Prozent. Damit ändert sich auch das Verhältnis zwischen Elektroautos und Verbrennern: Liefen 2021 fast sieben Mal mehr Pkw mit ausschließlich Verbrennungsmotor vom Band als solche mit reinem Elektroantrieb, so waren es 2020 noch rund 16 Mal mehr. 2021 wurden den weiteren Angaben zufolge rund 300.000 reine Elektro-Pkw im Wert von 12,6 Milliarden Euro exportiert. Das waren fast doppelt so viele (92,4 Prozent) wie im Vorjahr und mehr als dreimal so viele (210,7 Prozent) wie 2019. Wichtigste Zielländer waren Großbritannien, die USA und Norwegen. Auch bei den Importen gab es einen Anstieg: Mit 292.000 importierten Elektroautos für 7,5 Milliarden Euro stieg die Menge im Vorjahresvergleich um 75,8 Prozent und gegenüber dem Jahr 2019 sogar um fast das Vierfache (382,3 Prozent). Importierte E-Autos kamen am häufigsten aus Frankreich, der Slowakei und den USA. (Quelle: destatis, Dow Jones, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 

IW erwartet Erholung deutscher Wirtschaft erst Ende 2022 
Nach Gegenwind durch die Virus-Krise und den Ukraine-Krieg rechnet das IW für die deutsche Wirtschaft erst Ende des Jahres oder spätestens 2023 mit Erholung. Die Verunsicherung bei Firmen und Verbrauchern sei etwa durch Produktionsstörungen und steigende Preise groß, erklärten die IW-Ökonomen zu ihrer Konjunkturprognose. "Lieferschwierigkeiten aufgrund der erneuten Restriktionen in China zeigen, dass die Risiken der Corona-Pandemie längst nicht ausgestanden sind", sagte IW-Direktor Hüther: "Gleichzeitig schwebt über allem das Damoklesschwert eines Gaslieferstopps aus Russland." Das BIP werde in diesem Jahr nur noch um knapp 1,75 Prozent steigen und dann 2023 um weitere etwa 2,75 Prozent zulegen. Entscheidend für die weitere wirtschaftliche Entwicklung sei nun, dass es keine zusätzlichen Belastungen durch geopolitische Konflikte gebe und die Preissteigerungen abflachten, erklärte Hüther und betonte: "Auch wenn wir gerade viele Unsicherheiten aushalten müssen, schaue ich mittelfristig vorsichtig optimistisch in die Zukunft." Im nächsten Jahr dürfte die Inflation auf rund 3 Prozent abebben, nach gut 6 Prozent im Jahresschnitt 2022. Trotz dieser Belastungen bleibt der Arbeitsmarkt aus Sicht des IW in diesem Jahr robust. Die Zahl der Erwerbstätigen steigt demnach um mehr als ein Prozent auf 45,5 Millionen und erreicht im nächsten Jahr einen Rekord von knapp 45,8 Millionen. "Gleichzeitig dürfte die Arbeitslosigkeit auf weniger als 5 Prozent zurückgehen – und damit auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung", erklärte das IW und betonte zugleich: "Nie wurden so viele Fachkräfte gesucht wie derzeit." (Quelle: Reuters, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
  
Wirtschaftspolitik 
  
Lindner drängt China zu Schuldenerlass für arme Länder 
Finanzminister Lindner drängt China dazu, bei einem Schuldenerlass für ärmere Länder mitzumachen. "Ich erinnere China an seine Verantwortung in dieser Sache", sagte Lindner vor dem Treffen der G7-Finanzminister: "Wir brauchen mehr Transparenz, wenn es um globalen Schuldenfragen geht." Es gehe um Nahrungsmittelsicherheit und auch um die Stabilität des internationalen Finanzsystems. Bislang will sich China nicht an einem Schuldenerlass für die ärmsten Länder der Welt beteiligen. Angesichts steigender Zinsen könne in den hoch verschuldeten Schwellen- und Entwicklungsländer aber sehr schnell eine kritische Situation entstehen, warnte Lindner. Ökonomen forderten die G7-Staaten auf, den Druck auf China zu erhöhen. "China betreibt eine verkappte Machtpolitik, die darauf zielt, einerseits Zugriff auf kritische Ressourcen zu sichern, andererseits Abhängigkeiten zu schaffen", sagte IW-Direktor Hüther. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 

EZB-Bankenaufseher wollen Londoner Banken EU-Zugang erschweren 
Die EZB will die Geschäftspraxis vieler global operierender Investmentbanken beschränken, Kunden in der Eurozone auch nach dem Brexit weiter von London aus zu betreuen. EZB-Bankenaufseher Enria kündigte "bindende Entscheidungen" für Investmentfirmen an. Dies werde von Fall zu Fall geschehen. Damit könnten sie dazu gebracht werden, Personal und Handelsaktivitäten in den Euroraum zu verlagern. Trotz entsprechender Aufforderungen der EZB sind Investmentbanken dieser Bitte nur zögerlich nachgekommen. Laut Enria geht es auch darum, dass das Risikomanagement mit den im Euroraum geltenden aufsichtsrechtlichen Regeln im Einklang stehen müsse. Der Bankenaufseher nannte zudem im Zusammenhang mit dem Brexit geschaffene Mantelgesellschaften Grund zu "sehr realer Sorge". Diese könnten im Euroraum operieren, würden aber trotz der mit dem Standort verbundenen Regulierungsauflagen in puncto Risikomanagement und Finanzinfrastruktur komplett auf Zentren in Drittstaaten zurückgreifen. (Quelle: Reuters, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
Russland erwartet auch bei Öl-Embargo hohe Einnahmen 
Russland rechnet auch bei einem Öl-Embargo der EU mit Einnahmen aus dem Energieverkauf. Schon nach dem US-Boykott gegen russisches Öl seien die Exportmengen nun wieder hergestellt, sagte Vize-Regierungschef Nowak. Die EU werde das in der Vergangenheit bei Russland gekaufte Öl künftig von anderer Stelle bekommen müssen, was insgesamt teurer werde wegen des logistischen Aufwands. Russland werde sein Öl auf jene Märkte lenken, von wo aus die EU-Staaten es teurer einkaufen würden, sagte Nowak. Die Sanktionen bewirkten nur, dass sich die Lieferzeiten verlängerten, mehr Schiffe auf den Weg gebracht werden müssten und sich insgesamt der Transport verteuere, meinte Nowak und fügte hinzu: „Wir haben am Ende dasselbe Ergebnis, nur eben unter Zerstörung der historischen Verbindungen und der damit verbundenen Lieferketten.“ Mit Blick auf den Gasverbrauch in der EU sagte Nowak, dass im Moment zwar nicht an einen Betriebsstart der fertig verlegten Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zu denken sei. „Aus politischen Motiven ist das Projekt derzeit eingefroren. Aber ich denke, dass es in der Zukunft gebraucht werden wird“, sagte der Vize-Regierungschef. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall)
  
  
Energiepolitik 
  
Regierung: Gesamtversorgung mit Gas bis Anfang Herbst sichergestellt 
Die Gesamtversorgung mit Gas ist aktuell bis Ende des Sommers beziehungsweise Anfang des Herbstes 2022 bei einem kurzfristigen und längeren Ausfall aller russischen Gasimporte physisch sichergestellt, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage im Bundestag hervorgeht. Im Falle einer schweren Gasmangellage würde die Bundesregierung den nationalen Notfall feststellen, heißt es in der Antwort. In einer solchen Lage würde die Bundesnetzagentur zum Bundeslastverteiler und könnte nicht-geschützte Kunden in Deutschland mittels Verfügungen (Verwaltungsakten) auffordern, ihren Gasverbrauch einzustellen. Die Entscheidungen des Bundeslastverteilers beruhten auf dem Verhältnismäßigkeitsprinzip, mit dem Ziel, die Belastung jedes einzelnen Unternehmens in einer Krisensituation möglichst gering zu halten. Es handele sich dabei stets um Einzelfallentscheidungen unter Heranziehung von Abwägungsgründen, basierend auf der aktuellen Versorgungssituation, schreibt die Bundesregierung. Relevante Kriterien für eine Entscheidung des Bundeslastverteilers könnten zum Beispiel die soziale Relevanz des produzierten Gutes, die verursachten Folgekosten einer Reduzierung oder Abschaltung oder weitere volkswirtschaftliche Kosten sein. Vorgefertigte Priorisierungslisten zu Abschaltungen existierten nicht, betont die Regierung. (Quelle: Bundestag, M+E-Newsletter Gesamtmetall)
  
Niedersachsens LNG-Terminals sollen gesamtes russisches Gas ersetzen 
Die in Niedersachsen geplanten LNG-Terminals können laut dem dortigen Energieminister Lies die deutschen Gasimporte aus Russland perspektivisch vollständig ersetzen. Gleichzeitig werde in Wilhelmshaven und Stade die Voraussetzung dafür geschaffen, künftig Gas aus erneuerbaren Quellen zu importieren, sagte Lies weiter. Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven soll demnach eine Kapazität von zunächst acht und künftig mindestens 22 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr haben, das in Stade könne für weitere 13 Milliarden Kubikmeter genutzt werden. Das entspreche annähernd dem, was Deutschland heute an russischem Gas importiere, sagte Lies. Als Folge der neuen Infrastruktur stellte der Minister neue Industrie-Ansiedlungen in Aussicht. Wie früher im Kohlerevier im Ruhrgebiet werde die Industrie der Energie folgen, sagte Lies. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
EU verständigt sich auf verpflichtende Gasreserven 
Zum Sicherung der Energieversorgung in der EU müssen Gasspeicher künftig vor dem Winter zu einem Mindestmaß befüllt werden. Ein entsprechendes Gesetz, auf das sich Vertreter der EU-Staaten und des EU-Parlaments geeinigt haben, sieht vor, dass die Gasspeicher in diesem Jahr bis zum 1. November zu 80 Prozent und in den kommenden Jahren zum gleichen Stichtag zu 90 Prozent gefüllt werden müssen. Die Verpflichtung soll Ende 2025 auslaufen. In Deutschland gilt bereits seit dem 30. April ein neues Gasspeichergesetz, nach dem die Speicher schon zum 1. November dieses Jahres zu 90 Prozent gefüllt sein müssen. Das neue EU-Gesetz sieht vor, dass die Füllstände der Gasspeicher über das Jahr von den Ländern und der Kommission überprüft werden. Länder können Gasversorger unter anderem durch finanzielle Anreize dazu bewegen, Gas trotz hoher Preise zu lagern. Zudem müssen die Betreiber künftig eine Lizenz erhalten, die entzogen werden kann, falls sie die Energieversorgung etwa durch niedrige Füllstände gefährden. Wird Betreibern ihre Lizenz entzogen, müssen sie Anteile verkaufen oder können enteignet werden. Die EU-Institutionen verständigten sich zudem darauf, Vorräte an Flüssiggas (LNG) bei den Speichermengen mitzuzählen. Außerdem sollen die Verpflichtungen für Staaten, die besonders große Speicher haben, die sie nicht komplett selbst nutzen, angepasst werden. EU-Länder, die keine Gasspeicher haben, sollen Zugang zu Reserven in anderen Ländern erhalten und dafür die Kosten mittragen. Die Entscheidung zu dem Gesetz muss noch vom Rat der EU-Staaten sowie dem Europaparlament bestätigt werden, dies gilt aber als Formalie. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
Korrosionsschäden bremsen Frankreichs Atomstromproduktion 
Der französische Stromkonzern EDF hat wegen möglicher Korrosionsschäden inzwischen 12 seiner 56 Atomkraftwerke vom Netz nehmen müssen und aus diesem Grund seine erwartete Stromproduktion für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Erwartet werde eine Produktion von 280 bis 300 statt 295 bis 315 Terawattstunden, hieß es. Zu den für die außerplanmäßigen Überprüfungen vom Netz genommenen Kraftwerken kämen weitere, die wegen routinemäßiger Revisionen keinen Strom liefern. Nach einem Bericht der Zeitung "Le Monde" sind insgesamt 29 Kraftwerke außer Betrieb. Die gelieferte Strommenge liegt demnach auf dem niedrigsten Niveau seit 1999. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall)
  

Nachhaltigkeit 
  
Ifo-Umfrage: Mehrheit für Finanzierung des Klimaschutzes durch Steuern statt Schulden 
Rund 66 Prozent der deutschen Haushalte befürworten eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen, wie aus einer ifo-Umfrage hervorgeht, bei der etwa 15.000 deutsche Haushalte nach ihren Präferenzen im Hinblick auf die Finanzierung von Maßnahmen zum Klimaschutz befragt wurden. Die Mehrheit der Befragten sieht demnach die Verlagerung der Kosten in die Zukunft durch einen schuldenfinanzierten Klimaschutz skeptisch. An zweiter Stelle steht eine CO2-Umsatzsteuer mit einer Zustimmungsrate von 45 Prozent. Eine Steuer, die die Gewinner des Klimawandels belastet (37 Prozent), und eine private Versicherung für mögliche Schäden verursacht durch den Klimawandel (22 Prozent) werden von deutlich weniger als der Hälfte der Befragten präferiert. Die geringste Zustimmung erfährt die Idee, Klimaschutzmaßnahmen durch öffentliche Schulden zu finanzieren (14 Prozent). (Quelle: ifo, M+E-Newsletter Gesamtmetall)