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VSU-Schlagzeilen 08.06.2022

Firmen nehmen gern auch „halbe Fachkräfte“ / Inflation treibt EZB zum Handeln: Zinserhöhung erwartet / Lindner lehnt Übergewinnsteuer ab und warnt vor Populismus / Bund erwägt Einstieg in weitere Stromnetz-Gesellschaft


Arbeitswelt 
EU-Unterhändler einigen sich auf Geschlechterquote für Aufsichtsräte 
Firmen nehmen gern auch „halbe Fachkräfte“ 
  
Konjunktur 
Inflation treibt EZB zum Handeln: Zinserhöhung erwartet 
Weltbank warnt vor Stagflation und verlorenem Jahrzehnt 
US-Exporte wachsen langsamer 
  
Industrie / Handel 
IfW: Containerschiffstaus erreichen erstmals Nordsee 
  
Steuern / Haushalt 
Lindner lehnt Übergewinnsteuer ab und warnt vor Populismus 
Grüne: Übergewinnsteuer auf Extraprofite kann ausgleichend wirken 
DIW-Chef für Mehrwertsteuerstreichung bei Grundnahrungsmitteln 
  
Wirtschaftspolitik 
IWF: Länder sollten Preise nicht künstlich niedrig halten 
  
Energiepolitik 
Bund erwägt Einstieg in weitere Stromnetz-Gesellschaft 
Befüllung des größten deutschen Gasspeichers geht voran 
  
  
  
Arbeitswelt 

EU-Unterhändler einigen sich auf Geschlechterquote für Aufsichtsräte 
Nach jahrelanger Blockade haben sich Unterhändler der EU-Länder und des EU-Parlaments auf verbindliche Frauenquoten in der EU für Leitungspositionen börsennotierter Unternehmen geeinigt. Konkret sollen die Staaten bis 2026 zwischen zwei Modellen wählen können. Entweder sollen mindestens 40 Prozent der Mitglieder von nicht geschäftsführenden Aufsichtsratsmitgliedern Frauen sein, wie die Vize-Präsidentin des EU-Parlaments Regner am Dienstagabend mitteilte. Die andere Möglichkeit sehe vor, einen durchschnittlichen Frauen-Anteil von 33 Prozent für Aufsichtsräte und Vorstände zu erreichen. Wer sich nicht an die Regeln halte, müsse zahlen. Eine solche Vorgabe sei längst überfällig: „Nach Schätzungen des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen sind derzeit nur 30,6 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder weiblich und nur 8,5 Prozent der Vorstände in der EU mit Frauen besetzt“, so die als Chefverhandlerin an den Verhandlungen beteiligte Sozialdemokratin. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter, Gesamtmetall) 
  
Firmen nehmen gern auch „halbe Fachkräfte“ 
Eine Auswertung von 860.000 Online-Stellenanzeigen der Bauwirtschaft und der Gastronomiebranche im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ergab: In mehr als zwei Dritteln der Jobanzeigen sind zwar mehrere Teilqualifikationen gefragt – aber kein volles Berufsprofil. Andersherum erwarteten Betriebe bei „Hilfskräften“ mehr Kompetenzen als der Begriff „ungelernt“ vermuten lasse. Die große Masse der Anzeigen wurde mithilfe eines Algorithmus automatisch ausgewertet. „Die Studie zeigt, dass auf dem Arbeitsmarkt die traditionelle Zweiteilung in ausgelernte Fachkräfte und ungelernte Hilfskräfte keine Gültigkeit mehr hat“, sagte Noack, Weiterbildungsexperte der Bertelsmann Stiftung dem Handelsblatt. Die Arbeitsteilung in der Wirtschaft und die Spezialisierung der Betriebe hätten dazu geführt, dass immer häufiger Kompetenzprofile zwischen „voll ausgebildet“ und „ungelernt“ gefragt seien. „Wir brauchen daher einen flexiblen Weg, damit Menschen ihre on-the-job erworbenen Kompetenzen nachweisen können.“ Angesichts des Fachkräftemangels und der zusätzlichen Umstrukturierung des Arbeitsmarktes könnten die Ergebnisse der Befragung neuen Schwung in der Debatte um die defizitäre berufliche Weiterbildung in Deutschland bringen – und den Streit um Teilqualifikationen neu beleben. (Quelle: handelsblatt.com, M+E-Newsletter, Gesamtmetall) 
  
  
Konjunktur 
  
Inflation treibt EZB zum Handeln: Zinserhöhung erwartet 
Die Rekordinflation im Euroraum zwingt Europas Währungshüter zum Gegensteuern. Im Juli wird die Europäische Zentralbank (EZB) aller Voraussicht nach erstmals seit elf Jahren die Zinsen wieder anheben. Die Weichen in Richtung steigende Zinsen dürfte der EZB-Rat bereits bei seiner auswärtigen Sitzung an diesem Donnerstag in Amsterdam stellen. Ökonomen erwarten, dass die EZB zunächst den Einlagensatz anhebt, zu dem Banken Geld bei ihr parken können. Derzeit liegt dieser Satz bei minus 0,5 Prozent. Der Leitzins im Euroraum, der seit mehr als sechs Jahren auf dem Rekordtief von null Prozent verharrt, könnte später angehoben werden. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter, Gesamtmetall) 
  
Weltbank warnt vor Stagflation und verlorenem Jahrzehnt 
Die Weltbank warnt vor einer Mischung aus stagnierender globaler Wirtschaft bei gleichzeitig stark steigenden Preisen als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine. „Die Gefahr einer Stagflation ist heute beträchtlich“, sagte Weltbank-Präsident Malpass am Dienstag. Die internationale Organisation senkte ihre Prognose für das globale Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von 4,1 auf 2,9 Prozent. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine habe die konjunkturellen Schäden aus der Corona-Pandemie noch verschlimmert, weshalb viele Länder mit einer Rezession rechnen müssten. „Aufgrund der schwachen Investitionen in den meisten Teilen der Welt wird das gedämpfte Wachstum wahrscheinlich das ganze Jahrzehnt über anhalten“, warnte Malpass. „Da sich die Inflation in vielen Ländern auf dem höchsten Stand seit mehreren Jahrzehnten befindet und das Angebot voraussichtlich nur langsam wachsen wird, besteht die Gefahr, dass die Teuerung noch länger hoch bleibt.“ (Quelle: Reuters, M+E-Newsletter, Gesamtmetall) 
  
US-Exporte wachsen langsamer 
Das Wachstum der US-Exporte hat sich im April verlangsamt. Die Ausfuhren legten um 3,5 Prozent zum Vormonat auf 252,6 Milliarden Dollar zu, wie das Handelsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Im März hatte es noch zu einem Anstieg von 4,9 Prozent gereicht. Die Importe verringerten sich sogar um 3,4 Prozent auf 339,7 Milliarden Dollar, nachdem es im Vormonat ein kräftiges Plus von 9,6 Prozent gegeben hatte. Dadurch sank das chronische Defizit in der US-Handelsbilanz. Die Importe übertrafen die Exporte nur noch um 87,1 Milliarden Dollar. Im März waren es noch knapp 108 Milliarden Dollar gewesen. Das deutet darauf hin, dass der Außenhandel im laufenden zweiten Quartal erstmals seit zwei Jahren wieder zum Wachstum der weltgrößten Volkswirtschaft beitragen könnte. (Quelle: Reuters, M+E-Newsletter, Gesamtmetall) 
  
  
Industrie / Handel 
  
IfW: Containerschiffstaus erreichen erstmals Nordsee 
Staus und Verzögerungen in der Containerschifffahrt haben erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie auch die Nordsee erreicht. Vor den Häfen Deutschlands, der Niederlande und Belgiens stecken gegenwärtig knapp zwei Prozent der globalen Frachtkapazität fest und können weder be- noch entladen werden, wie das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Dienstag mitteilte. In der Deutschen Bucht warten laut IfW etwa ein Dutzend große Containerschiffe mit einer Kapazität von insgesamt etwa 150.000 Standardcontainern auf das Anlaufen in Hamburg oder Bremerhaven. Dramatischer sei die Lage vor den Häfen in Rotterdam und Antwerpen. Vor Los Angeles habe sich der Containerschiffstau hingegen wieder gänzlich zurückgebildet, teilte das IfW weiter mit. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter, Gesamtmetall) 
  
  
Steuern / Haushalt 
 
Lindner lehnt Übergewinnsteuer ab und warnt vor Populismus 
Bundesfinanzminister Lindner hat sich gegen eine Übergewinnsteuer auf Extraprofite von Mineralölkonzernen durch den Ukraine-Krieg ausgesprochen. „Ich kann nur vor Populismus an dieser Stelle warnen“, sagte Lindner am Dienstag in Berlin. „Wir wissen nicht, ob es Übergewinne gibt.“ Steuererhöhungen könnten dazu führen, dass es Knappheiten an der Zapfsäule gebe. „Die Knappheiten würden die Preise dann erst recht weiter steigern.“ Eine Übergewinnsteuer war von Teilen ihrer Koalitionspartner SPD und Grüne ins Gespräch gebracht. „Es besteht die große Gefahr, dass das Gegenteil von dem erreicht wird, was die BefürworterInnen und Befürworter wollen“, sagte Lindner. Seine Sorge sei, dass eine „willkürliche Steuererhöhung“ für eine einzelne Branche dazu führe, dass es am Ende in Deutschland teurer werde. Das Kartellamt müsse prüfen, was an der Zapfsäule passiere. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter, Gesamtmetall) 
  
Grüne: Übergewinnsteuer auf Extraprofite kann ausgleichend wirken 
Die Grünen im Bundestag machen sich trotz Widerstands des Koalitionspartners FDP weiterhin für eine Übergewinnsteuer für Mineralölkonzerne stark. „Soziale Marktwirtschaft bedeutet auch das Eintreten gegen Machtballung am Markt und aktive Steuerpolitik – gerade auch in Krisenzeiten wie jetzt“, sagte die Grünen-Haushaltspolitikerin Piechotta der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Eine Übergewinnsteuer kann ausgleichend wirken, wenn wenige auf Kosten aller immense Gewinne einstreichen, ohne dass sie einen Mehrwert geschaffen haben“, argumentierte sie. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter, Gesamtmetall) 
  
DIW-Chef für Mehrwertsteuerstreichung bei Grundnahrungsmitteln 
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) begrüßt den Vorstoß von Agrarminister Özdemir für Steuererleichterungen bei Lebensmitteln. „Eine Mehrwertsteuerbefreiung von bestimmten Produkten der Grundversorgung, wie Obst, Gemüse und Getreide, ist sozial klug und ökonomisch vertretbar“, sagte DIW-Chef Fratzscher dem „Handelsblatt“. Eine solche Maßnahme würde allen Menschen zugutekommen und könne auch schnell umgesetzt werden. Özdemir hatte sich angesichts der Folgen des Krieges in der Ukraine für Entlastungen der Bevölkerung ausgesprochen und dafür geworben, die Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte zu streichen. „Vor allem Menschen mit geringen Einkommen würden besonders stark von einer Mehrwertsteuerbefreiung bei der Grundversorgung profitieren“, sagte Fratzscher weiter. (Quelle: Reuters, M+E-Newsletter, Gesamtmetall)
  
  
Wirtschaftspolitik
  
IWF: Länder sollten Preise nicht künstlich niedrig halten 
Der Internationale Währungsfonds (IWF) empfiehlt unter hohen Energie- und Lebensmittelpreisen leidenden Ländern gezielte und zeitlich befristete Hilfen für ärmere Bevölkerungsschichten. „Das ist am Ende günstiger, als die Preise künstlich niedrig zu halten“, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten IWF-Blog. Die hohen Preise sollten zugelassen und dann mit gezielten Maßnahmen gekontert werden. Laut IWF gehen die 134 untersuchten Länder sehr unterschiedlich mit der hohen Inflation im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine um. Mehr als die Hälfte der Staaten habe mindestens eine Gegenmaßnahme angekündigt. Steuersenkungen seien teilweise eingesetzt worden, in anderen Fällen direkte Preissubventionen. Diese Maßnahmen erhöhten aber den Druck auf die Haushalte vieler Länder, die in der Coronavirus-Pandemie bereits aus dem Ruder gelaufen sind. (Quelle: Reuters, M+E-Newsletter, Gesamtmetall) 
  
  
Energiepolitik 
  
Bund erwägt Einstieg in weitere Stromnetz-Gesellschaft
Die Bundesregierung erwägt nach Angaben aus Branchenkreisen einen Einstieg bei der Stromnetz-Tochter des Versorgers EnBW. Vor dem Hintergrund der Energiewende habe das Bundeswirtschafts- und Klimaministerium grundsätzlich Interesse an einer Beteiligung an TransnetBW, sagten mehrere mit den entsprechenden Gesprächen Vertraute am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Dies könne über die Staatsbank KfW umgesetzt werden, wenn auch das Finanzministerium dies unterstütze. Das FDP-geführte Ministerium sei eher zurückhaltend. Wirtschafts- und Finanzministerium wechseln sich im Vorsitz des KfW-Verwaltungsrats ab und treffen so die wesentlichen Entscheidungen. Die Überlegungen befinden sich den Angaben zufolge in einem frühen Stadium. Noch gebe es keine Entscheidungen. Das Wirtschaftsministerium wollte sich zu einem Interesse nicht äußern. (Quelle: Reuters, M+E-Newsletter, Gesamtmetall)
  
Befüllung des größten deutschen Gasspeichers geht voran  
Der bundesweit größte Gasspeicher im niedersächsischen Rehden ist in den vergangenen Tagen mit so viel Gas befüllt worden wie seit Monaten nicht. Binnen eines Monats stieg der Füllstand von rund 0,5 auf etwas mehr als drei Prozent, wie die Bundesnetzagentur in Bonn bestätigte. Ziel ist neuen gesetzlichen Vorgaben zufolge ein Füllstand von 80 Prozent zum 1. Oktober, 90 Prozent zum 1. November und 40 Prozent zum 1. Februar. Die Behörde bezeichnete diese Werte am Dienstag als „erreichbar“. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter, Gesamtmetall)