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VSU-Schlagzeilen 29.07.2022

VSU: Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge ist ein Risiko für den Standort / Inflation erneut gestiegen – Höhepunkt voraussichtlich erreicht / Lehrerverband warnt vor dauerhaften Bildungsrückständen / Oswald Bubel: Energiesparen wird zu unser aller Aufgabe

 

Saarland/Region 
VSU: Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge ist ein Risiko für den Standort 
Plan für Ford-Werk soll bis Jahresende stehen 
Projekt Demografie Netzwerk Saar wird bis 2028 verlängert 
Stellenangebot im Saarland geht leicht zurück 

Tarifpolitik 
VW-Finanzchef dämpft Erwartungen an hohe Lohnzuwächse 
  
Arbeitswelt 
Umfrage: Jeder dritte Büroarbeiter auch im Urlaub erreichbar
ifaa zeigt Schlüssel zur Führung hybrider Teams auf 
Krankenstand der Beschäftigten steigt auf Rekordwert 

Konjunktur 
US-Wirtschaft fällt in die Rezession
Kongress stimmt für Gesetz zur Förderung von Chip-Produktion in USA 
Inflation erneut gestiegen – Höhepunkt voraussichtlich erreicht 

Bildungspolitik
Lehrerverband warnt vor dauerhaften Bildungsrückständen 

Energiepolitik 
Gas-Umlage: Habeck rechnet mit „einigen Hundert Euro pro Haushalt“ 
  
Gastbeitrag 
Oswald Bubel: Energiesparen wird zu unser aller Aufgabe
  

  
Saarland/Region 
  
VSU: Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge ist ein Risiko für den Standort
 
Angesichts der angekündigten Anhebungen der Krankenkassenbeiträge mahnt die Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände (VSU) Reformen an, statt die Ausgaben ständig weiter zu erhöhen. „Es war bereits beunruhigend, dass die Ampel-Regierung die 40-Prozent-Grenze bei den Sozialversicherungsbeiträgen nicht in den Koalitionsvertrag geschrieben hat. Jetzt ist klar, dass diese Grenze überschritten werden soll. Damit gefährdet die Regierung jedoch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“, sagt VSU-Präsident Oswald Bubel.  
Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat gerade angekündigt, dass angesichts des Milliardendefizits der Krankenkassen höhere Krankenkassenbeiträge nicht zu vermeiden seien. Eine Erhöhung steht ebenfalls bei der Pflegeversicherung sowie bei der Arbeitslosenversicherung an. „Hohe Sozialbeiträge erhöhen die Arbeitskosten in Deutschland, die bereits international Spitzenniveau erreichen, zusätzlich. Das führt dazu, dass immer mehr Arbeitsplätze verloren gehen“, sagt Bubel. Auch verlören Arbeitnehmer den Anreiz zu arbeiten, wenn von ihren Bruttogehältern immer weniger übrig blieben, sagt Bubel. „Es hat wenig Sinn, auf der einen Seite zu einer Konzertierten Aktion gegen die Inflation zu laden, um die Menschen zu entlasten, und auf der anderen Seite die Arbeitskosten noch weiter in die Höhe zu treiben“, sagt Bubel. 
Der VSU-Präsident fordert deshalb dringend Reformen, die die Ausgaben der Sozialversicherungen auf ein tragfähiges Maß zurückführen. Die Ausgaben dürften nicht schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung allgemein. Nach Berechnungen der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände  (BDA) wurden für  Finanzierung laufender und künftiger Sozialleistungen wurden 2019, also noch vor der Corona-Krise, Mittel in Höhe von insgesamt 1 099,7 Mrd. € aufgebracht und damit 3,7 % mehr als im Jahr 2018. Im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, das im Berichtsjahr um 2,7 % stieg, ergibt sich daraus ein deutlicher Anstieg der Sozialleistungsquote um 0,5 Prozentpunkte auf jetzt 30,3 % des Bruttoinlandsprodukts. „Jetzt rächt sich auch, dass in guten Jahren Luxusleistungen wie die Rente mit 63 auf den Weg gebracht wurden“, sagt Bubel. 
Die Unternehmen wollen und müssen im Strukturwandel investieren – in neue, digitale und nachhaltige Geschäftsmodelle, Prozesse, Produkte und Dienstleistungen. Dafür benötigen sie aber die Mittel. Wenn ihnen dieser Spielraum durch höhere Sozialversicherungsabgaben oder Steuern verwehrt wird, werden sie den Strukturwandel nicht erfolgreich bewältigen. (Quelle: VSU) 

Plan für Ford-Werk soll bis Jahresende stehen 
Bis Ende dieses Jahres soll für das Ford-Werk in Saarlouis ein Zukunftsplan stehen, heißt es in einer Mitteilung an die Mitarbeiter. Eine Entscheidung soll im Frühjahr folgen. Ziel sei es nun, bis Ende des ersten Quartals ein Zukunftskonzept mit potenziellen Investoren, dem Betriebsrat und Landesregierung zu vereinbaren. Der Betriebsratsvorsitzende Markus Thal sagte dem SR nach einer Betriebsversammlung, das Management habe zugesagt, dass der Focus noch bis Mitte 2025 produziert wird und die Beschäftigung gesichert sei. In einem Schreiben von Ford-Deutschland-Chef Martin Sander an die Mitarbeiter, das dem SR vorliegt, heißt es, "es gibt eine Vereinbarung zum Beschäftigungsschutz im Werk Saarlouis, die bis 2025 gilt." Dies seien positive Signale, sagte Thal. Man hoffe, dass diese Zusagen eingehalten werden. Es gebe aber auch ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Management. Zum Zeitplan, wie es mit Saarlouis weitergeht, wurden auf der Betriebsversammlung erste Details verkündet. Demnach sollen bis Ende September die Ford-eigenen Maßnahmen stehen. Parallel dazu finden Gespräche mit der Landesregierung und potenziellen Investoren statt. Ende September 2022 sollen die Beschäftigten vom Management über die ersten Ergebnisse informiert werden. Wie auf der Betriebsversammlung ebenfalls bekannt wurde, soll es ab Ende September auch wieder möglich werden, den Ford Focus zu bestellen. Das Unternehmen hatte zuletzt die sogenannte Orderbank geschlossen. Auch durch die Halbleiterkrise waren die Bestellfristen zu lang geworden. (Quelle: SR) 

Projekt Demografie Netzwerk Saar wird bis 2028 verlängert
Das Projekt „Demografie Netzwerk Saar", das seit 2015 gemeinschaftlich vom iso-lnstitut und der Standortagentur Saaris verantwortet wird, wird verlängert. Die beiden Partner haben die Zusammenarbeit für die neue Förderperiode, die bis 2028 ausgelegt ist, beschlossen. Das haben Prof. Dr. Volker Hielscher, Wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer des iso-lnstituts, und Saaris-Geschäftsführer Stephan Schweitzer bekannt gegeben. Das Projekt wird finanziert durch das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie. Das Demografie Netzwerk Saar (DNS) ist ein offenes Netzwerk mit und für Unternehmen im Saarland. Es richtet sich an regionale Betriebe aus allen Branchen und aus dem Handwerk, die ihr eigenes Unternehmen fit für die Zukunft machen und gemeinsam die Wirtschaft im Saarland stärken wollen. Die Angebote des DNS sind für KMU kostenfrei. Im Rahmen des Netzwerks lernen Unternehmen von Unternehmen durch Erfahrungs- und Wissensaustausch. (Quelle: DNS) 

Stellenangebot im Saarland geht leicht zurück 
Das Stellenangebot im Saarland ist im Juli leicht gegenüber dem Vormonat gesunken. Der regionale Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X regional) im Saarland, der die Nachfrage nach Arbeitskräften abbildet, ist im Juli um vier Punkte gesunken. Er lag bei 169 Punkten und damit leicht unter den Werten der Vormonate. Gegenüber dem Vorjahr liegt der BA-X mit 31 Punkten im Plus. Der BA-X ist der aktuellste Stellenindex in Deutschland und beruht auf konkreten Stellengesuchen der Unternehmen. Er signalisiert die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen und bildet die Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage am ersten Arbeitsmarkt unabhängig von jahreszeitlichen Einflüssen ab. Die meisten Stellen waren in der Zeitarbeit, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel sowie im Baugewerbe gemeldet. (Quelle: Bundesagentur für Arbeit) 

  
Tarifpolitik 

VW-Finanzchef dämpft Erwartungen an hohe Lohnzuwächse 
Die indirekten Erwartungen an hohe Lohnzuwächse bei den bevorstehenden Tarifverhandlungen des VW-Konzerns hat Finanzchef Antlitz gedämpft. „Die Mitarbeiter profitieren bereits von unseren guten operativen Ergebnissen. Dies sollte mitberücksichtigt werden“, erklärte Antlitz. Nach seiner Einschätzung ist ein größerer Teil der Teuerung zudem kein dauerhaftes, sondern eher ein vorübergehendes Phänomen: „Es gibt auch viel temporäre Inflation.“ Die Tarifbeschäftigten von Volkswagen erhalten jährlich einen Bonus, der sich im Kern am Umfang des Betriebsgewinns bei der Hauptsparte orientiert. Aus Sicht der IG Metall soll sich diese Entwicklung aber nicht allein im Bonus, sondern ebenso im regulären Tariflohn widerspiegeln. Die Gewerkschaft fordert für die Stammbelegschaft und Auszubildenden der westdeutschen VW-Werke, der Finanzsparte sowie weiterer kleiner Töchter acht Prozent mehr Geld. Angepeilt werden zwölf Monate Laufzeit.
(Quelle: mbe, dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
  
Arbeitswelt 
  
Umfrage: Jeder dritte Büroarbeiter auch im Urlaub erreichbar 

Fast jeder dritte Büroarbeiter in Deutschland ist auch im Sommerurlaub für den Job erreichbar. Insgesamt sagten dies 31 Prozent von mehr als 2.000 befragten Bürobeschäftigten in einer Erhebung des Umfrageinstituts YouGov. Jeder Neunte will sogar jeden Tag für die Arbeit erreichbar sein. Und selbst unter den Befragten, die sagen, dass sie nicht für die Arbeit erreichbar seien, wirft gut ein Viertel mindestens einmal pro Woche einen Blick in die dienstlichen Nachrichten. 30 Prozent der Befragten fühlten sich gestresst davon, ständig erreichbar zu sein. 66 Prozent sagten, sie hätten Schwierigkeiten, während des Urlaubs abzuschalten. Als Gründe für die ständige Erreichbarkeit wurden unter anderem Erwartungen der Kunden beziehungsweise des Arbeitgebers und wichtige Projekte genannt - aber auch eigener Antrieb. „Das flexible Arbeiten darf nicht dazu führen, dass Angestellte permanent erreichbar sind und gar nicht mehr abschalten können", erklärte Geschäftsführer Blüher vom Technologieunternehmen Slack, das die Befragung in Auftrag gegeben hatte. Hier brauche es Hilfe und klare Rahmenbedingungen von den Arbeitgebern. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
ifaa zeigt Schlüssel zur Führung hybrider Teams auf 

Hybride Teams, in denen Mitarbeiter vom Büro aus und remote zusammenarbeiten, werden immer häufiger gelebte Arbeitspraxis, Das Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) hat entdeckt, dass sich Führung in diesen hybriden Teams verändert, und vier Schlüssel zur Führung herausgearbeitet. „Die passende technische Infrastruktur, eine gute Kommunikation, Vertrauen in die Eigenverantwortlichkeit der Beschäftigten und der soziale Austausch sind die Schlüsselelemente für eine erfolgreiche, hybride Zusammenarbeit“, erklärt ifaa-Expertin Shahinfar. Zur Unterstützung und Vorbereitung von Unternehmen auf mobile Arbeitsformen, insbesondere zu den Anforderungen an Führungskräfte und Beschäftigte bietet das ifaa die Checkliste zur Gestaltung mobiler Arbeit an. (Quelle: ifaa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 

Krankenstand der Beschäftigten steigt auf Rekordwert 
Der Krankenstand von Arbeitnehmern ist in den ersten sechs Monaten dieses Jahres laut einer Studie der Betriebskrankenkassen auf einen Rekordwert gestiegen. Im Durchschnitt hätten an einem Arbeitstag 5,7 Prozent der Beschäftigten krankheitsbedingt gefehlt, teilte der Dachverband BKK nach Auswertung der Daten seiner Mitglieder mit. In den zurückliegenden Jahren hatte sich der Krankenstand in den gleichen Zeiträumen laut BKK zwischen 4,1 und 5,1 Prozent bewegt. Ursache für die neue Entwicklung ist den Angaben zufolge ein sprunghafter Anstieg der Fehlzeiten im Zusammenhang mit allgemeinen Atemwegserkrankungen. Ansteckungen mit dem Coronavirus spielten dabei nur eine untergeordnete Rolle, hieß es. (Quelle: DLF, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 

  
Konjunktur 

US-Wirtschaft fällt in die Rezession 
Die US-Wirtschaft ist im Frühling erneut geschrumpft und in eine sogenannte „technische Rezession" gefallen. Nach einem Rückgang der Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn fiel das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 0,9 Prozent, wie das Handelsministerium mitteilte. Da die US-Wirtschaft schon im ersten Quartal um annualisiert 1,6 Prozent geschrumpft ist, ist die Definition einer technischen Rezession erfüllt. Davon sprechen Ökonomen, wenn die Wirtschaftsleistung zwei Quartale hintereinander zurückgeht. Laut Ministerium ist der erneute Rückgang des BIP auf geringere Lagerbestände und Investitionen der Unternehmen zurückzuführen. Hinzu kamen fallende Bauausgaben und sinkende Staatsausgaben. Die Exporte und die Konsumausgaben der privaten Haushalte seien dagegen gestiegen. Allerdings habe der Zuwachs nicht ausgereicht, um den Rückgang in den anderen Bereichen auszugleichen. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
Kongress stimmt für Gesetz zur Förderung von Chip-Produktion in USA 
Der US-Kongress hat einen umfassenden Gesetzesentwurf zur Förderung der Halbleiterfertigung in den USA verabschiedet. Zuvor hatte der Senat für den Entwurf gestimmt. Er sieht Förderungen der Branche in den USA in Milliardenhöhe vor. Erklärtes Ziel des US-Präsidenten Biden ist es, die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber China und anderen Ländern zu stärken. Das Gesetz werde die Preise senken, Arbeitsplätze schaffen „und - was besonders wichtig ist - unsere Abhängigkeit von importierten Chips verringern", hatte Biden zuvor erklärt. Es handle sich um einen der wichtigsten Schritte, um US-Innovationen zu fördern, sagte eine Vertreterin des Weißen Hauses zur Abstimmung. Angesichts der Spannungen mit China macht sich die US-Politik Gedanken um die Versorgungssicherheit. Ein Mangel an Halbleitern hatte während der Corona-Pandemie zu Preissteigerungen und Lieferkettenproblemen in vielen Branchen geführt. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 

Inflation erneut gestiegen – Höhepunkt voraussichtlich erreicht 
Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Juli nach ersten Angaben erneut gestiegen. Im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen liegt die Inflation bei 7,8 Prozent und damit 0,3 Prozentpunkte höher als im Juni. In Bayern zogen die Preise um 0,1 Prozentpunkte an, hier liegt die Quote inzwischen bei acht Prozent. Das teilten die jeweiligen Landesstatistikämter der beiden Bundesländer mit. Weil aber immer weniger Unternehmen ihre Preise erhöhen wollen, erwartet das Münchner Ifo-Institut einen allmählichen Rückgang der Inflation in Deutschland. „Die Preise dürften zwar weiter steigen, allerdings wird sich das Tempo verlangsamen. Damit hat die Inflation ihren Höhepunkt voraussichtlich erreicht und wird im Verlauf der zweiten Jahreshälfte allmählich zurückgehen", sagte Ifo-Konjunkturchef Wollmershäuser am Donnerstag. Basis für diese Einschätzung sind die vom Ifo abgefragten Preiserwartungen der Unternehmen, deren Index den dritten Monat in Folge sank und nun bei 47,4 Punkten liegt. Das ist ein Rückgang von 5,5 Punkten und der niedrigste Wert seit Monaten. Dennoch bedeutet er, dass weiter viel mehr Unternehmen ihre Preise erhöhen als senken wollen. In der Regel schlagen sich die Preiserwartungen der Unternehmen laut Wollmershäuser mit ein paar Monaten Verzögerung in den Verbraucherpreisen nieder. Allerdings unterscheidet sich die Situation je nach Wirtschaftszweig: Spürbare Rückgänge gebe es vor allem in Bereichen, deren Produktion dem Konsum vorgelagert sei – beispielsweise im Baugewerbe und der Industrie. Auch in Gastgewerbe, Freizeit, Kultur und Unterhaltung dürften die Preise langsamer steigen. Anders stellt sich die Situation im Lebensmitteleinzelhandel dar. Hier sei kein Ende der spürbaren Verteuerung in Sicht: Alle befragten Unternehmen sagten hier, sie wollten die Preise erhöhen. Wie sich die Verbraucherpreise im Juli entwickelten, will das Statistische Bundesamt am Donnerstag (14.00 Uhr) bekanntgeben. Experten erwarten einen Rückgang auf 7,4 Prozent. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 


Bildungspolitik 

Lehrerverband warnt vor dauerhaften Bildungsrückständen
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Meidinger, warnt wegen Corona vor dauerhaften Bildungsrückständen einer ganzen Generation und fordert einen Ausbau des Aufholprogramms. „Die Defizite, die sich durch Unterrichtsausfall und Fernunterricht in den Corona-Jahren bei vielen Schülern angestaut haben, sind noch immer erheblich", sagte Meidinger. „Die Politik kleistert diese Tatsache momentan damit zu, dass sie Anforderungen absenkt, Prüfungen erleichtert und das Sitzenbleiben erschwert oder gar verbietet." Am Ende gebe es im Zweifelsfall sogar noch mehr gute Noten, aber entscheidende Kompetenzen würden nur unzureichend vermittelt, sagte Meidinger. „Die Lücken in Mathe, Deutsch und Fremdsprachen könnten aber einer ganzen Generation von Schülern ihr Leben lang auf die Füße fallen." Das Corona-Aufholprogramm des Bunds müsse finanziell noch einmal aufgestockt werden und noch über Jahre weiterlaufen, wenn es wirklich wirksam sein solle. Der Bund hatte 2021 rund eine Milliarde Euro für Lernförderprogramme zur Verfügung gestellt, eine weitere Milliarde für die Aufstockung sozialer Projekte für Kinder, Jugendliche und Familien. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
  
Energiepolitik 
  
Gas-Umlage: Habeck rechnet mit „einigen Hundert Euro pro Haushalt“

Über eine per Verordnung geregelten Umlage sollen Versorger die stark gestiegenen Einkaufspreise wegen der Drosselung russischer Lieferungen an alle Gasverbraucher, also Privathaushalte und Firmen weitergeben können. Wirtschaftsminister Habeck rechnet damit, dass wegen der Gas-Umlage jährlich Kosten von mehreren Hundert Euro pro Haushalt auf die Verbraucher zukommen. Die Höhe der Umlage stehe noch nicht endgültig fest. Sie werde aber in der Spanne von 1,5 bis 5 Cent pro Kilowattstunde liegen, sagte der Grünen-Politiker. Bei einem durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Jahr lande man so in einem mittleren Hundert-Euro-Bereich - Kosten, die zusätzlich zu den normalen Preiserhöhungen auf die Verbraucher zurollen. Die geplante Umlage für alle Gaskunden soll voraussichtlich ab dem 1. Oktober gelten. Die genaue Höhe der Umlage solle bis Mitte oder Ende August im Internet veröffentlicht werden, verlautete aus Kreisen des Bundeswirtschaftsministeriums. Sie hänge davon ab, welche Ausgleichsansprüche die Gasimporteure geltend machten. Die Umlage soll eineinhalb Jahre lang, also bis Ende März 2024, erhoben werden. Viele Menschen sind betroffen, denn etwa die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland wird mit Gas beheizt. Geplant ist nach früheren Angaben, dass Importeure so 90 Prozent der höheren Beschaffungskosten weiterreichen können. (Quelle: dpa, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 


Gastbeitrag 

Oswald Bubel: Energiesparen wird zu unser aller Aufgabe
Im Konflikt mit Europa setzt Wladimir Putin auf eine effektive Waffe: Gas. Ganz nach Belieben dreht der russische Präsident den Gashahn mal auf und mal zu. Die Argumente können nur als vorgeschoben betrachtet werden. Nicht nur die Gasleitung Nord Stream 1 ist nach Aussage von Experten voll funktionsfähig, auch weitere Leitungen lässt Russland weitgehend ungenutzt. Die Strategie ist klar: Putin will Europa im Gasnotstand sehen. 
Als Nord Stream 1 zehn Tage lang für eine Routine-Wartung außer Betrieb war, hat Europa wie das Kaninchen auf die Schlange nach Russland gestarrt; schockstarr angesichts der Aussicht, im kommenden Winter nicht nur zu frieren, sondern auch mit dem Stillstand der Industrie Arbeit und Einkommen zu verlieren. Und wenige Tage, nachdem das Gas zu aller Erleichterung wieder fließt, reduziert Putin erneut die Leistung. Es könnte ein heilsamer Schock sein, denn er hat unsere untragbare Abhängigkeit von Russland deutlich gemacht.  
In den vergangenen Wochen haben Politik und Wirtschaft viel über das Vorgehen im Falle einer Notfall-Lage bei der Gas-Versorgung diskutiert. Welche Unternehmen möglicherweise abgeschaltet werden, inwiefern auch Bürger in die Pflicht genommen werden können, welche Einsparmöglichkeiten auf allen Ebenen genutzt werden können. Alles nur für den Fall der Fälle. 
Diesen Ansatz halte ich für falsch. Wir müssen jetzt – und nicht erst in einer Notfall-Lage – alles tun, um den Gas- und Energieverbrauch zu reduzieren. Und zwar auf allen Ebenen. Bürger sind hier ebenso gefragt wie Unternehmen und Kommunen. Das ist unsere erste Pflicht. 
Energieeffizienz-Netzwerke haben in der Vergangenheit viel Einsparpotenzial in Unternehmen zutage gefördert. Diese Erfahrung sollten wir schnell nutzen – in Betrieben ebenso wie in öffentlichen Gebäuden, denn es kostet Zeit, bis die Maßnahmen wirken. Auch in privaten Wohnungen schlummern Energiereserven. Der Tipp, kürzer zu duschen, ist keine Bevormundung, sondern ein wichtiger Sparhinweis. Zu vielen Menschen ist noch nicht bewusst, wie teuer Energie künftig wird. Es mag absurd erscheinen, aber im Hitzesommer müssen wir die gesamtgesellschaftliche Solidarität für den Winter wecken, unseren Energieverbrauch prüfen und reduzieren. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat es auf den Punkt gebracht: „Jede Kilowattstunde zählt.“ 
All das gilt unabhängig von einer Notfall-Lage bei der Gasversorgung. Tritt diese ein, brauchen wir ganz neue Regeln: Dass Krankenhäuser besonderen Schutzes bedürfen, ist unstrittig, der Vorrang für Privathaushalte dagegen ist nur für eine regionale Gas-Störung sinnvoll. Bei einer deutschlandweiten Mangellage, sollten wir diesen in Frage stellen. Es geht dabei gar nicht um ein Entweder-oder – entweder warme Wohnzimmer oder eine funktionierende Industrie. Sondern um vertretbare Belastungen. Manch ein Unternehmen kann sicher Teile der Produktion abstellen, Glaswerke oder Verzinkereien fallen dagegen schon bei geringen Kürzungen komplett aus – mit dauerhaften Schäden an den Anlagen. Gleichzeitig ist vieles miteinander verwoben: Fällt beispielsweise der Hersteller von Spezialschrauben aus, steht die Autoindustrie, ohne Glas gibt es keine Impfstoffe und ohne die Grundstoffe von BASF fehlt die Basis für fast die gesamte Industrie. 
Was es heißt, wenn Unternehmen in Deutschland stillstehen, ist vielen Menschen angesichts der vielen Rettungspakete der Vergangenheit offensichtlich nicht bewusst: Ohne Arbeit und Einkommen hilft auch der Vorrang für ein warmes Wohnzimmer nicht mehr. Oder kurz gefasst: Lieber frieren als pleite. (Quelle: VSU für die Saarbrücker Zeitung)