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VSU-Schlagzeilen 11.10.2022

Vier Schulen im Saarland erhalten das Berufswahl-Siegel für herausragende Berufsorientierung / Elektroindustrie mit überraschendem Comeback / OECD erwartet Rekord-Zuwanderung durch den Ukraine-Krieg  / Wolf: „Wir müssen über eine Nullrunde nachdenken“ 

Saarland/Region 
Vier Schulen im Saarland erhalten das Berufswahl-Siegel für herausragende Berufsorientierung 

Tarifpolitik 
Kaum Aussicht auf rasche Einigung bei Metalltarifgesprächen in Hannover 
Verdi-Chef: Mindestbeitrag bei Tarifstreit im öffentlichen Dienst wichtig 
  
Industrie/Handel 
Elektroindustrie mit überraschendem Comeback 
Creditreform: Unternehmen zahlen deutlich verspätet 
  
Arbeitswelt 
OECD erwartet Rekord-Zuwanderung durch den Ukraine-Krieg 
Studie: Studierende setzen bei Jobwahl auf Gehalt und Sicherheit
 
Energiepolitik  
Gaspreiskommission will Einmalzahlungen für Kunden im Dezember 
Grünen-Chef: Auswertung des Gaspreisbremsen-Vorschlags diese Woche 
Verdi kritisiert Energieentlastungen als sozial unausgewogen 
Wirtschaftsministerium warnt vor Verzögerung bei AKW-Weiterbetrieb 

Interview 
Wolf: „Wir müssen über eine Nullrunde nachdenken“ 

Saarland/Region 

Vier Schulen im Saarland erhalten das Berufswahl-Siegel für herausragende Berufsorientierung 
Die Berufsvorbereitung im Saarland wird immer besser. Als Beleg dafür werden heute im Saarländischen Ministerium für Bildung und Kultur erneut vier Schulen mit dem Berufswahl-SIEGEL für herausragende Berufsorientierung ausgezeichnet. Dieses Siegel wird Schulen verliehen, die im Schulalltag über alle Klassenstufen hinweg ihre Schülerinnen und Schüler optimal auf den beruflichen Lebensweg vorbereiten. Es steht für eine ausgezeichnete Berufs- und Studienorientierung.  
Die neu hinzugekommenen Schulen sind die Max von der Grün-Schule (Merchweiler), das Deutsch-Luxemburgische Schengen-Lyzeum (Perl), die Gemeinschaftsschule St. Wendel und die Graf-Anton-Schule (Wadern). Vertreterinnen und Vertreter aller gewürdigten Schulen haben im Ministerium für Bildung und Kultur die Auszeichnung entgegengenommen. Die Ehrung erfolgte durch die Partner der Initiative „Berufswahl-SIEGEL Saarland“, die das Qualitätssiegel persönlich an die anwesenden Schulvertreter vergeben haben.  
Die Schulen werden über die Initiative bei der systematischen Verbesserung ihrer beruflichen Orientierung begleitet. Zentrale Handlungsfelder sind die Vermittlung von Praxiserfahrung und Wirtschaftswissen, die Stärkung persönlicher Kompetenzen und die Begleitung junger Menschen hin zu ihrem individuellen Weg in den Beruf.  
Den Rahmen bildet ein klassenübergreifendes Berufsorientierungskonzept, das vor Ort von allen Beteiligten gelebt wird. Das Qualitätssiegel ist somit ein wirksames Instrument zur Schulentwicklung und wird für jeweils drei Jahre vergeben. Danach können die Schulen eine Rezertifizierung anstreben. Voraussetzung hierfür ist die kontinuierliche Auffrischung und Weiterentwicklung des bestehenden Konzepts. Dieses regelmäßige Audit-Verfahren sorgt für eine Gewährleistung der Qualitätskriterien und ist im Bereich der Berufsorientierung einzigartig.  
In diesem Schuljahr tragen insgesamt 13 Schulen das Siegel. Vertreten sind zehn Gemeinschaftsschulen, zwei Gymnasien und ein berufliches Oberstufengymnasium.  
Projektpartner der Initiative „Berufswahl-SIEGEL Saarland“ sind die Vereinigung der saarländischen Unternehmerverbände (VSU), die Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK), die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK), das Ministerium für Bildung und Kultur (MBK), das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie (MWIDE), die Stiftung ME Saar sowie die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit. Mit ihrem Engagement für das Berufswahl-SIEGEL Saarland leisten diese Akteure einen wesentlichen Beitrag für optimal aufeinander abgestimmte schulische Berufsorientierung. (Quelle: VSU) 

  
Tarifpolitik 
  
Kaum Aussicht auf rasche Einigung bei Metalltarifgesprächen in Hannover 

In der niedersächsischen Metall- und Elektroindustrie steht heute um 16.15 Uhr die zweite Runde der Tarifgespräche an. Verhandelt wird in Hannover für die entsprechende Teilregion im IG-Metall-Gesamtbezirk Niedersachsen/Sachsen-Anhalt. Eine baldige Einigung gilt als unwahrscheinlich. Während die IG Metall acht Prozent mehr Geld für die Beschäftigten fordert, um die Kaufkraft gegen die hohe Inflation zu stabilisieren, verweisen die Unternehmen auf ausufernde Kosten für Energie und Rohstoffe. Zusätzliches Reizthema ist die Arbeitszeit. Der Präsident des Arbeitgeberverbands, Niemsch, hatte angeregt, in Anbetracht der 8-Prozent-Forderung über ein Aufweichen der 35-Stunden-Woche nachzudenken – denn Mehrarbeit könnte personelle Mehrkosten teilweise abfedern. Die IG Metall hatten diesen Vorschlag als Affront gegenüber den Belegschaften zurückgewiesen. Die Arbeitgeber dringen bundesweit auf eine Nullrunde beim Entgelt. Eine solche dürfe man nicht ausschließen, hatte Gesamtmetall-Chef Wolf dem „Handelsblatt“ gesagt, „wenn absehbar ist, dass wir in eine Gasnotlage mit Produktionsstopps und Lieferkettenabrissen hineinlaufen, Betriebe massiv in Schwierigkeiten geraten und hohe Arbeitslosigkeit droht“. (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
Verdi-Chef: Mindestbeitrag bei Tarifstreit im öffentlichen Dienst wichtig
Verdi will in der anstehenden Tarifrunde für den öffentlichen Dienst deutliche Verbesserungen für die Beschäftigten erreichen. "Angesichts der Inflationsentwicklung sind die Erwartungen der Beschäftigten im öffentlichen Dienst groß", sagte der Verdi-Vorsitzende Werneke. „Insbesondere die Bezieherinnen und Bezieher eher niedriger oder mittlerer Einkommen leiden unter den steigenden Preisen“, so Werneke. „Bei der Forderungsfindung wird daher sicherlich auch ein Mindestbetrag eine wichtige Rolle spielen.“ Heute wollen die Tarifkommissionen von Verdi und dbb ihre Forderungen beschließen. Die Tarifverhandlungen für mehr als zwei Millionen Beschäftigte des Kommunen und des Bundes sollen im Januar beginnen. (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
  
Industrie/Handel 

Elektroindustrie mit überraschendem Comeback  
Seit einigen Monaten schon ist das Produktionsvolumen der Elektronikindustrie in Deutschland rückläufig. Eigentlich wollte der Chefvolkswirt des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) deswegen die Jahresprognose für die 200-Milliarden-Euro-Branche korrigieren. Dann aber kamen die August-Statistiken – und die laufen komplett gegen den bisherigen Negativtrend. Um fast zehn Prozent ist das Produktionsvolumen gestiegen, berichtet Gontermann. Und zwar preisbereinigt. Gleichzeitig hat sich der sehr wohl preisbeeinflusste Auftragseingang sogar um 13,2 Prozent erhöht. Und das nicht zum ersten Mal in diesem Jahr. An der Prognose wird deswegen nun doch nicht gerüttelt – anders als zuletzt in einigen anderen Industriebranchen. Um vier Prozent soll die Produktion der deutschen Elektroindustrie im Jahr 2022 wachsen. Zwar liegt die Zahl für den bislang statistisch erfassten Zeitraum Januar bis August noch knapp darunter. Die Auftragsbücher der Unternehmen sind aber noch derart gut gefüllt, dass Gontermann einen Komplettabsturz im Schlussquartal nicht mehr fürchtet. Für fast sechs Monate ist ausreichend Arbeit vorhanden – so groß war die Reichweite der Order-Bestände noch nie in der Branche. Bislang gibt es nur vereinzelte Stornierungen. Dazu scheinen sich die Lieferketten wieder etwas stabilisiert zu haben. (Quelle: welt.de, M+E-Newsletter Gesamtmetall)  
  
Creditreform: Unternehmen zahlen deutlich verspätet 
Die steigenden Energiekosten sorgen nach Darstellung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform dafür, dass Unternehmen ihre Rechnungen verspätet oder gar nicht zahlen. "Das Ausfallrisiko bei Unternehmen steigt derzeit fast wöchentlich", sagte der Leiter der Wirtschaftsforschung von Creditreform, Patrik-Ludwig Hantzsch, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Mit einer "Insolvenzwelle" in der Wirtschaft rechnet Hatzsch vorerst nicht, wohl aber mit einer Trendwende im Insolvenzgeschehen, das bislang rückläufig war. Zuletzt waren den Angaben zufolge bundesweit mehr als 2,1 Millionen überfällige Rechnungen beglichen worden, rund 280.000 Unternehmen zahlten deutlich verspätet. „Dabei ist es egal, ob Kleinunternehmen, Mittelständler oder Großkonzerne, Unternehmen aller Größenklassen lassen ihre Kreditgeber zurzeit länger und über das gesetzte Zahlungsziel hinaus auf den Geldeingang warten“, sagte Hantzsch. Besonders betroffen sei die Baubranche. „Das ist insofern bemerkenswert, als dass sie bislang auch in der Corona-Pandemie ein Konjunkturmotor war.“ (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
  
Arbeitswelt 
  
OECD erwartet Rekord-Zuwanderung durch den Ukraine-Krieg 

Der Ukraine-Krieg sorgt in Deutschland voraussichtlich für das zuwanderungsstärkste Jahr seit der Wiedervereinigung. Wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) mitteilte, wird die Zahl der Zuzüge bis Jahresende voraussichtlich höher liegen als 2015. Damals waren – vor allem in Folge des Bürgerkriegs in Syrien – binnen eines Jahres mehr als 2,1 Millionen Menschen nach Deutschland gekommen. Im laufenden Jahr registrierte das Statistische Bundesamt allein von Februar bis August mehr als 1,8 Millionen Zuzüge nach Deutschland, darunter etwa 952.000 vor dem russischen Angriffskrieg geflohene Ukrainer. Bundesinnenministerin Faeser (SPD) will sich am Dienstag mit Vertretern kommunaler Spitzenverbände treffen, um über eine bessere Verteilung von Geflüchteten in Deutschland zu sprechen. (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall)  
  
Studie: Studierende setzen bei Jobwahl auf Gehalt und Sicherheit 
Studierenden sind bei der Arbeitgeberwahl einer Studie der Beratungsgesellschaft EY zufolge vor allem Gehalt, Jobsicherheit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig. Der öffentliche Dienst ist demnach für mehr als ein Viertel der Befragten attraktiv mit Blick auf die eigene berufliche Zukunft. Mit einigem Abstand folgten Gesundheitswesen und Pharmabranche sowie die Wissenschaft. Besonders für Frauen ist der Staatsdienst demnach interessant, Männer nannten vor allem die Bereiche IT und Software. Der Erhebung zufolge nannten 53 Prozent der Studierenden Gehalt und mögliche Gehaltssteigerungen als einen der wichtigsten Faktoren bei der Wahl des Arbeitgebers. Das war ein ähnlicher Wert wie bei einer vergleichbaren Umfrage im Jahr 2020. Jobsicherheit stand bei 52 Prozent hoch im Kurs. Vor zwei Jahren hatten das noch 67 Prozent angegeben. Bei der Frage waren Mehrfachnennungen möglich. (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall)  
  
  
Energiepolitik  

Gaspreiskommission will Einmalzahlungen für Kunden im Dezember 
Die Expertenkommission Gas und Wärme schlägt der Bundesregierung eine Einmalzahlung für Gas- und Fernwärmekunden für den Dezember vor. Die Einmalzahlung soll auf der Basis des Verbrauchs ermittelt werden, der der Abschlagszahlung im September zugrunde lag. „Diese Einmalzahlung dient als finanzielle Brücke bis zur regulären Einführung der Gaspreisbremse“, heißt es in dem Papier der Experten, das am Montag veröffentlicht wurde. Die Versorger sollen auf die Abschlagszahlung für Dezember für praktisch alle Haushalts- und Gewerbekunden verzichten und diese vom Staat erstattet bekommen. Die Abschläge für Industrie und Kraftwerke zur Stromerzeugung übernimmt der Staat nicht. Ab Anfang März 2023 bis mindestens Ende April 2024 soll eine Gas- und Wärmepreisbremse greifen. Diese sieht für eine Grundmenge an Gas einen staatlich garantierten Bruttopreis inklusive aller auch staatlich veranlassten Preisbestandteile von 12 Cent pro Kilowattstunde vor. „Das heißt, man bekommt quasi jeden Monat einen staatlichen Zuschuss auf die Abschlagszahlung", erklärte die Wirtschaftsweise Grimm auf einer Pressekonferenz. Oberhalb dieses Kontingents sollen Marktpreise gelten. Das Grundkontingent soll bei 80 Prozent des Verbrauchs liegen. Für Fernwärmekunden soll eine Wärmepreisbremse kommen. Analog zum Gaspreis soll es hier einen garantierten Bruttopreis von 9,5 Cent pro Kilowattstunde Fernwärme geben, wiederum für ein Grundkontingent von 80 Prozent des Verbrauchs. Der Vorsitzende der Gewerkschaft IG BCE, Vassiliadis, sagte, das Gesamtpaket zur Gaspreisbremse werde 90 Milliarden Euro kosten. 5 Milliarden Euro seien für den Abschlag im Dezember veranschlagt. Die Bremse ab 2023 solle 60 Milliarden Euro für die Industrie und 25 Milliarden Euro für die Entlastung privater Haushalte kosten. Die Bundesregierung will die Vorschläge der Expertenkommission zügig prüfen und über die Umsetzung beraten. Dies erklärte Regierungssprecher Hebestreit am Montag. Hebestreit betonte, dass das Kanzleramt gemeinsam mit den Ministerien für Wirtschaft und Finanzen sehr zügig an der Umsetzung arbeiten werde. Die Kommission habe trotz des engen Zeitplans eine sehr gute Grundlage erarbeitet. „Unser Ziel ist klar: Die hohen Gaspreise zu senken und zugleich eine sichere Versorgung mit Gas zu gewährleisten“, erklärte Hebestreit. Dazu gehöre auch der sorgsame Umgang mit dem knappen Gas. Welche Vorschläge die Regierung in die Tat umsetzen werde, sei offen. Es sei unter anderem eine europarechtliche Prüfung nötig, sagte Hebestreit. (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 

Grünen-Chef: Auswertung des Gaspreisbremsen-Vorschlags diese Woche 
Grünen-Chef Nouripour hat angedeutet, dass die Ampel-Koalition noch in dieser Woche Konsequenzen aus dem Vorschlag der Expertenkommission zur Gaspreisbremse ziehen will. „Ich gehe davon aus, dass die politische Auswertung dessen, was heute vorgestellt worden ist, diese Woche noch erfolgt“, sagte er am Montag. „Wir wissen, dass da Handlungsdruck ist.“ Die Expertenkommission hat ein zweistufiges Modell zur Entlastung von Haushalten und Firmen vorgeschlagen, das bis 2024 wirken soll. Sie rät unter anderem, dass der Staat im Dezember einmalig die Abschlagsrechnung für Gas- und Fernwärmekunden übernimmt. Zwischen März 2023 und mindestens Ende April 2024 soll dann eine kompliziertere Gas- und Wärmepreisbremse greifen. (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall)  
  
Verdi kritisiert Energieentlastungen als sozial unausgewogen
An den Vorschlägen der Expertenkommission zur Entwicklung einer Gaspreisbremse kommt Kritik von Verdi. Das vorgeschlagene Modell sei nicht ausreichend sozial ausgewogen, sagte Gewerkschaftschef und Kommissionsmitglied Werneke laut Mitteilung. „Durch das Modell wird eine Zweizimmerwohnung genauso behandelt wie eine Villa mit Pool.“ Um Haushalte mit geringen bis durchschnittlichen Einkommen nicht zu überfordern, müsste es eine Grundmenge pro Haushalt, zum Beispiel mit 4000 Kilowattstunden, zu einem Preis aus der Zeit vor der Krise geben, forderte Werneke. Trotzdem stimme er dem Bericht der Kommission zu, weil er konkrete Verbesserungsvorschläge enthalte. Die Politik sei gefordert, „soziale Haltelinien“ umzusetzen. (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 
  
Wirtschaftsministerium warnt vor Verzögerung bei AKW-Weiterbetrieb 
Der Koalitionsstreit über die Atomkraft könnte nach Darstellung des Bundeswirtschaftsministeriums zu einem Problem für einen Weiterbetrieb des bayerischen Meilers Isar 2 im kommenden Jahr führen. Es habe eine „klare Verständigung mit den Koalitionspartnern“ gegeben, „trotz unterschiedlicher Perspektiven“ den Gesetzentwurf zur Einsatzreserve zweier Atomkraftwerke am Montag durchs Kabinett zu bringen, teilte das Ministerium auf Anfrage mit. „Aufgrund politischer Unstimmigkeiten wurde aber von dieser Verständigung abgerückt.“ Damit sei der enge Zeitplan für das Verfahren nicht zu halten, worüber die Betreiber am Montag informiert worden seien. „Diese Verzögerung ist ein Problem, wenn man will, dass Isar 2 im Jahr 2023 noch Strom produziert“, erklärte das Ministerium. „Es müssen zeitnah die Reparaturen am Atomkraftwerk vorgenommen werden, die Atomkraftwerksbetreiber brauchen Klarheit.“ Das Wirtschaftsministerium setze sich weiter für Lösungen ein, „sonst steht man wegen Verzögerungen ohne Isar 2 da“. (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall) 


Interview 
   
Wolf: „Wir müssen über eine Nullrunde nachdenken“ 

Gesamtmetall-Präsident Wolf sieht in der Tarifrunde keinen Spielraum für eine prozentuale Entgelterhöhung. Sorgen bereitet ihm im Interview mit dem „Handelsblatt“, dass der Gasverbrauch noch nicht wie benötigt sinkt. Das Gespräch im Volltext:
Herr Wolf, Deutschland steuert auf eine Rezession zu, erste Stimmen warnen angesichts der Energiepreisexplosion vor einer De-Industrialisierung. Wie steht es um Ihre Branche?  
Die Lage ist verdammt ernst. In meinen 30 Jahren Berufserfahrung habe ich noch nie erlebt, dass wir eine solche Häufung von Problemen haben. Wenn Sie sich die Stahl- und Aluminiumpreise anschauen, da wird Ihnen schlecht. Der Strompreis für die Unternehmen unserer Industrie ist im August gegenüber dem Vorjahr um 196 Prozent gestiegen, erste energieintensive Betriebe haben Insolvenz angemeldet.  
Aber die Auftragsbücher der Metall- und Elektroindustrie sind voll …  
Das stimmt aktuell noch, aber in Rezessionsphasen schmelzen Auftragsbestände wie Eis in der Sonne. Und der Auftragsbestand sagt leider überhaupt nichts über Umsatz oder Erträge aus. Die Firmen müssen teuer Material einkaufen und lagern, und am Ende werden viele Aufträge dann doch nicht abgerufen. Oder das Unternehmen verdient nichts mehr daran, weil die Material- und Energiekosten so gestiegen sind. Und wenn jetzt noch eine Rezession kommt, wie sollen wir dann noch höhere Personalkosten finanzieren?  
Die Bundesregierung hat eine Gas- und eine Strompreisbremse angekündigt. Reicht Ihnen das an Hilfen für die Industrie?  
Ob es hilft, wird von der konkreten Ausgestaltung abhängen. Wird der Gaspreis auf dem momentanen Niveau gedeckelt, nützt uns das natürlich nichts. Helfen würde uns eine Senkung der Unternehmensteuern, der Mineralölsteuer oder die Stabilisierung der Sozialversicherungsbeiträge bei höchstens 40 Prozent.  
Die Bundesnetzagentur mahnt, dass Deutschland weiter zu viel Gas verbraucht. Brauchen wir einen Sparzwang per Gesetz? 
Wir alle haben das Sparen verlernt, weil wir daran gewöhnt sind, dass es uns gut geht. Deshalb muss mit noch mehr Vehemenz gesagt werden, wie wichtig das Sparen jetzt ist. Wenn der Verbrauch nicht sinkt, laufen wir in eine Gasnotlage mit Produktionsstopps. Deshalb sollten wir auch alle drei Atomkraftwerke weiterlaufen lassen oder wieder ans Netz nehmen, um weniger Gas für die Stromproduktion zu verschwenden.  
Kommen wir zur Tarifrunde. Auch in der zweiten Verhandlungsrunde haben die Arbeitgeber noch kein Angebot vorgelegt. Wollen Sie Streiks provozieren? 
Nein, ganz sicherlich nicht. Aber wir stehen vor einer Rezession, einigen Unternehmen geht es noch ganz passabel, anderen sehr schlecht. Und da einen Konsens zu finden, was wir der IG Metall anbieten können, ist sehr schwer.  
Sie haben der IG Metall vorgeworfen, „blind für die Wirklichkeit“ zu sein. Aber die geforderten acht Prozent gleichen nicht einmal die aktuelle Inflation aus. 
Die IG Metall hat ihre Forderung immer aus dem Produktivitätsfortschritt, der EZB-Zielinflation von zwei Prozent und einer Umverteilungskomponente abgeleitet – auch in Zeiten mit null Inflation. Wenn sie systemtreu bleiben will, darf sie jetzt bei hohen Inflationsraten nicht von diesem Schema abweichen. 
IG-Metall-Chef Jörg Hofmann verweist auf eine Absprache im letzten Corona-Tarifabschluss, wonach man sich bei den nächsten Verhandlungen anschauen will, ob es noch Nachjustierungsbedarf gibt. So kommt er auf acht Prozent.  
Die IG Metall wollte mit der Absprache sichergehen, dass die Beschäftigten einen Nachschlag bekommen, wenn das Jahr 2022 besser laufen sollte, als beim Tarifabschluss im März 2021 während der Coronapandemie absehbar war. Es läuft aber deutlich schlechter.  
Was heißt das für die Tarifrunde? 
Wenn absehbar ist, dass wir in eine Gasnotlage mit Produktionsstopps und Lieferkettenabrissen hineinlaufen, Betriebe massiv in Schwierigkeiten geraten und hohe Arbeitslosigkeit droht, dann müssen wir auch über eine Nullrunde nachdenken. Unternehmen und Beschäftigte kommen in dieser schwierigen Zeit nur zusammen nach vorn. Unabdingbar ist für uns bei einem Abschluss, dass Unternehmen mit schlechter Ertragslage automatisch vom Flächentarif abweichen können. Diese Differenzierung, die wir mit dem letzten Abschluss erprobt haben, sollte zum Standardinstrument werden. Wir brauchen aber auch Variabilisierung.  
Das heißt?  
Den Tarifvertrag dafür zu öffnen, auf betrieblicher Ebene das Volumen bestimmter wiederkehrender Leistungen schwanken zu lassen. Wir müssen aber angesichts des Fachkräftemangels auch über mehr Arbeitszeitflexibilität reden und dafür einen Instrumentenkasten haben.  
Keine bis wenige Lohnprozente und mehr Arbeitszeitflexibilisierung – wenn Sie bei dieser Haltung bleiben, wird die IG Metall wohl ordentlich Rabatz machen.  
Die Gewerkschaft muss sich entscheiden, ob sie mit uns gemeinsam Rahmenbedingungen für einen weiterhin attraktiven Industriestandort schafft oder lieber Rabatz machen will.  
Arbeitgeber verweisen in Tarifrunden gerne darauf, dass es sich andernorts billiger produzieren lässt. Aber verfangen solche Verlagerungsdrohungen noch angesichts der Lieferkettenprobleme, die wir aktuell erleben? 
Ich glaube, dass wir Standortentscheidungen künftig viel stärker geopolitisch treffen müssen und nicht nur danach schauen dürfen, ob das ein Billiglohnland ist. Aber trotzdem gibt es Produktion, die zu den Kosten in Deutschland nicht mehr machbar ist. Und dann kann ich als Unternehmer nicht sagen, ich bleibe trotzdem hier und verliere jeden Tag Geld, sondern muss etwas tun.  
Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie gehören mit gut 60.000 Euro Durchschnittsverdienst im Jahr zu den Besserverdienern und profitieren doch von geplanten Entlastungen. Geht die Regierung zu großzügig mit den Hilfen um? 
Untere Einkommen sollten stärker entlastet werden als Gutverdiener, das ist ganz klar. Ich selbst muss an der Stelle nicht unbedingt entlastet werden. Und ein Metaller in der obersten Entgeltgruppe 17 in Baden-Württemberg verdient etwa 110.000 Euro im Jahr – der braucht auch nicht die gleiche Unterstützung wie eine Verkäuferin oder Zahnarzthelferin. Wir dürfen nicht vergessen: Je mehr wir jetzt machen, desto stärker bauen wir eine Hypothek für die Jugend auf, die die Schulden abbezahlen muss.  
Herr Wolf, vielen Dank für das Interview.  
Das Interview führte Frank Specht. 
(Quelle: Handelsblatt)